318
Die
Kunst etc.
muhammedanische
Aber ihre Fassung und Behandlung ist zumeist sehr eigen. Ueber einem
hohen Viereck erhebt sich die aufsteigende Kuppe], deren Fensterkranz
(ein Tambour) das Licht einwärts fallen lässt. DieiHauptformen haben
eine einfache Grösse; sie verbinden sich mit vollen und wirksamen De-
korationsformen, Welche das Gesims des viereckigen Unterbaues mit blu-
migen Zinnen umsäurnenh in phantastisch geschwungenen Linien zu dem
Rundbau der Kuppel hinüberführen und diese selbst, die im straff über-
höhten Halbkreise gebildet zu sein pflegt, mit einem kräftigen, mehr oder
weniger verschlungenen Linearmuster schmücken. Kleine Moscheen, in
ähnlicher Art durchgebildete Minarets befinden sich mehrfach neben den
Grabgebäuden; das Ganze bildet gegenwärtig eine Trümmerstadt, an deren
genügender Durchforschung es einstweilen noch fehlt. Ihr schliesst sich,
als eine grössere Anlage, die Moschee Barkauk vom J. 1149, mit den
Grabdomen des Erbauers und seiner Familie, an. Die Moschee befolgt die
Hofdisposition der älteren Moscheen von Kairo; die Arkaden ihrer Hallen
haben ein sehr geringes Maass architektonisch künstlerischer Durchbildung;
sie sind durchaus mit kleinen Kuppeln eingewölbt. Im Uebrigen rühren
zu Kairo aus dieser Epoche (aus dem elften Jahrhundert) ein Paar mäch-
tige Stadtthore her, Bab-el-Nasr und Bab-el-Fotuh, beide durch ihre ge-
diegene Festigkeit und entsprechende dekorative Ausstattung an Einzel-
stellen bemerkenswerth; und (sofern sie noch erhalten) die Ueberbleibsel
spitzbogiger Säulenhallen, der sogenannten "Josephshalle", welche einem
Palaste Saladins angehörten.
Zu Jerusalem scheint die Woschee OIIJHIJS (S. 304), welche während
der christlichen Herrschaft zur Kirche geweiht war, nach der Eroberung
der Stadt durch Saladin (1187) eine neue Ausstattung empfangen zu
haben. Insbesondere das Acussere, mit den hohen spitzbogigen Nischen,
dem reichen niusivischen Täfelwerk seiner Seitenwände und der in edler
Spitzbogenlinie geführten Kuppel, scheint dem künstlerischen Charakter
dieser Epoche zu entsprechen.
In Klein-Asien, dessen grösserer Theil gegen Ende des elften
Jahrhunderts für den Islam erobert ward, erhub sich das Reich der seld-
schukischen Sultane von Iconium. Seine Blüthe gehört dem Anfange des
dreizehnten Jahrhunderts an, besonders der Regierung des Alaeddin Kei-
kobad (1222-1237). Sie bekundete sich durch architektonische Denk-
mäler, welche das energische Gepräge der in Rede stehenden Periode
haben, doch allerdings mit gewissen bezeichnenden Eigenthümlichkeiten.
Die seldschukische Architektur nimmt Elemente desjenigen architektonischen
Styles auf, welcher den Hauptformen des armenischen Styles ihr Sonder-
gepräge aufgedrückt hatte; es ist insbesondre das polygonisch pyramidale
Steindach über dem Kuppelraume, welches sie gleich dieser vorzieht,
während sonst die uns bekannten Erscheinungen der muhammedanischen
Architektur überall auch im Aeusseren die Bogenlinie der Kuppel hervor--
treten lassen; (wobei jedoch zu bemerken, dass wir die früheren Epochen
der muhamniedanischcn Architektur in den östlich asiatischen Landen
nicht kennen und dass hier, wie bereitsangedeutet, jenes armenische