Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Die 
muhammedanische 
etc. 
Kunst 
Das Innere dieser kirchlichen Gebäude hat eine reiche bildliche Aus- 
stattung, welche, neben einzelnen Reliefsculpturcn, die zuweilen an sas- 
sanidische Vorbilder erinnern, aus umfassenden Wandmalereien besteht. 
Der Typus der letzteren schliesst sich dem byzantinischen an, löst aber 
 soviel uns davon an nachbildenden Proben bekannt geworden  die 
stylistische Strenge, welche der byzantinischen Darstellungsweise auch bei 
aller Erstarrung noch einen künstlerischen Werth giebt, in ein barbari- 
sches, styllos verwildertes Wesen auf, Die bildnerische Unfähigkeit ent- 
spricht der Bildlosigkeit der Muhammedaner und dient nicht minder dazu, 
den Kreis, welchem die armenische und die von ihr abhängige Kunst sich 
einreiht, zu bezeichnen.  
In der weiteren Entwickelung der asiatisch muhammedanischen Ar- 
chitektur zeigen sich Elemente aufgenommen, die zu den charakteristi- 
schen der armenischen Architektur gehören. 
Zweite 
Periode 
der 
muhalnlnedanischen 
Kunst. 
Die zweite Periode der muhammedanischen Kunst beginnt mit dem 
elften Jahrhundert und dauert bis zur Zeit um die Mitte des dreizehnten 
Jahrhunderts. Fast durchgehend treten gegenwärtig, in mehr oder we- 
niger genauem Einklange mit der angegebenenZeitbestimmung, neue po- 
litische Gestaltungen, neue Staatenbildungcn, neue Dynastieen in den 
muhammedanischen Landen hervor. DicKunst wirft das Band der tradi- 
tionell überkommenen Form von sich und sucht für den Drang, von wel- 
chem sie bewegt ist, den unmittelbar bezeichnenden Ausdruck zu gewin- 
nen. Das gewonnene Selbstbewusstsein sprieht sich in dem eigenthümlich 
Machtvollen der architektonischen Gesammtanlage aus. Der dekorative 
Trieb wird zum cntscheidenderen Bedingniss für die Behandlung der Ein- 
zelform, aber auch sie erscheint von demselben machtvollen Zuge bewegt. 
Ein stolzes jugendliches Ringen bekundet sich in den Monumenten dieser 
Epoche, deren Energie im Ganzen, deren phantastische Kühnheit im Ein- 
zelnen zuweilen von sehr anziehender Erscheinung ist, bei denen aber 
das Wechselverhältniss zwischen Gesammt- und Einzelwirkung noch nicht 
immer erreicht wird und die somit mehrfach, zumal in Gegenden, wo der 
ISinn dumpfer bleibt, ein gewaltsames Gepräge gewinnen. In der Or- 
namentbildung hat die byzantinische Reminiscenz keine hervorstechende 
Bedeutung mehr; statt ihrer ist der üppigere Schwung des eigentlich 
Orientalischen, aber ebenfalls noch in grossen und starken Linien, vor- 
herrschend. Die Zellenwölbung, zur Vermittelung architektonischer Ueber- 
gänge, findet im Laufe dieser Zeit eine mehr und mehr sich verbreitende 
Anwendung. 
In Spanien begann mit dem elften Jahrhundert die Macht des 
Khalifats von Cordova zu sinken. Selbständige Fürstenthümer erhoben 
sich an dessen Stelle, bis ihre Macht, gegen den Schluss des Jahrhunderts, 
der Herrschaft der Almoraviden, um die Mitte des zwölften Jahrhunderts 
der der Almohaden anheimflel. Beide Dynastieen hatten in dem Westli-
	        
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