Erste Periode
muhanunedanischen Kunst.
der
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Nach der Mitte des achten Jahrhunderts wurde Bagdad die Resi-
denz des Khalifenreiches und empüng eine Fülle prachtvoller baulicher
Monumente. Die grosse Moschee der Stadt galt ebenfalls als eins der
Meistergebäude der Zeit; erhalten scheint Nichts davon; ebenso wenig
von den glanzvollen Anlagen, welche damals in den weiter ostwärts der
Herrschaft des Islam unterworfenen Landen ausgeführt wurden. Soviel
bis jetzt bekannt, gehört in diesen östlichen Landen nur ein' kleines
Denkmal der in Rede stehenden Frühepoche an. Es ist eine bauliche
Nische, Takht-i-Gero genannt, ostwärts von Bagdad am Uebergange
über das Zagrosgebirge belegen. Sie ist im vollen Hufeisenbogen über-
wölbt und durch die stark ausgesprochene Proiilirung der architektoni-
schen Glieder, welche mit Entschiedenheit und selbst mit Glück die an-
tiken Motive wiederholen, sehr bemerkenswerth. So geringfügig an sich,
im Verhältniss zu den untergegangenen Monumenten, das Denkmal ist,
so bestimmt giebt es sich als das Product einer vollen und bewussten
künstlerischen Richtung und verstattet einen begründeten Rückschluss
auf deren eigenthümliches Wesen.
Die
armenische
und
südkaukasische
Kunst.
Die Geschichte der Kunst von Armenien 1 und der von ihr abhängi-
gen der südkaukasischen Lande bildet eine Episode zwischen der ersten
und der zweiten Periode der muhammedanischen Kunst. Die armenische
Kunst ist eine christliche; aber sie steht ebenso in Wechselbeziehung zu
der früheren muhammedanischen jener Gegend, wie es mit den politischen
Verhältnissen Armeniens, das sich beim Sinken des Khalifats von Bagdad
gegen Ende des neunten Jahrhunderts zur selbständigen Herrschaft auf-
raffte, (ler Fall ist. Ihre Denkmäler gehören vorzugsweise der Spätzeit
des zehnten und der Frühzeit des elften Jahrhunderts an. Mit dem bald
darauf erfolgten Fall des armenischen Reiches verliert sie, wie es scheint,
im eignen Lande ihre Bedeutung, findet aber in jenen Kaukasuslanden,
in welche sie gleichzeitig eingedrungen war, noch auf Jahrhunderte hin
eine namhafte Nachfolge.
Das Eigenthümliche der armenischen Kunst betrifft ebenfalls die
Architektur. Ihre Grundlage ist byzantinisch, was durch frühes Ueber-
tragen dieses Elementes, von_ den Ostküsten des schwarzen Meeres her,
wo dasselbe schon zeitig Fuss gefasst hatte, veranlasst zu sein scheint.
Die innere Disposition des armenischen Kirchengebaudes befolgt das Ge-
setz der byzantinischen Gewölbkirche, mit der erhöhten Kuppel in der
Mitte; nur das durch die einseitigeren Bedingnisse der byzantinischen
Sitte Veranlasste, die Gallerieen für die Weiber, der Narthex für die
Ausgeschlossenen, erscheint sehr selten nachgebildet. Das AGIISSGTG
hat in seinen Hauptformen etwas eigen Festes und Geschlossenes. Der
1 Vergl. D. Grimml
Almenie. Livr. 1-5.
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