Erste Periode der muhammedaxlischen Kunst.
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Umgange, gleichfalls mit Säulen und Pfeilern. Das Innere, soviel wir
davon wissen, entspricht durchaus den mit römischem Material aufgeführ-
ten altchristlichen Bauten; das Aeussere hat das Gepräge einer späteren
Erneuung. Dem Sahhara gegenüber liegt die berühmte Moschee E1
Aksa, deren gegenwärtiger Bau, nach dem Wenigen, was uns davon
bekannt, die Formen des muhammedanischen Mittelalters zu tragen, doch
aber das ursprüngliche bauliche Motiv (in seiner Nachbildung des alt-
christlichen) zu wiederholen scheint. Sie hat, ungleich entschiedener, als
es sonst bei Moscheen der Fall zu sein pflegt, eine basilikenartige Dispo-
sition, zwar in der (vielleicht durch spätere Hinzufügung entstandenen)
Ausweitung in sieben Schiffen und ohne die, durch christlichen Ritus be-
dingte Tribuna, doch mit der charakteristischen"Eigenthüllllißhkeif eines
breiten, erhöhten und mit Oberfenstern versehenen Mittelschiffes.
Es reiht sich zunächst die grosse Moschee von Damaskus, der
Stadt, welche im J. 673 Residenz des Khalifenreiches geworden war, an.
Sie wurde, an der Stelle einer christlichen Kirche, von 705-717 gebaut
und scheint in dem Wesentlichen ihrer ursprünglichen Anlage erhalten.
Sie besteht aus einem breiten, von Hallen umgebenen Hofraume, dessen
Ilallen sich an der einen Breitenseite als drei querlaufende Arkadenschiife
vertiefen und hiemit den Raum für die gottesdienstlichen Uebungen bil-
den. Auch in der Anordnung dieser Schiffe scheint sich noch eine Ba-
siliken-Reminiscenz geltend zu machen, indem das Mittelschiif breiter ist
als die beiden andern, (was der Anlage jenes älteren kirchlichen Gebäu-
des nachgebildet und um so mehr durch sie veranlasst sein dürfte, als
die Schiffe, in ihrer Querlage gegen den Hof der Moschee, die im christ-
liehen Bau übliche Richtung von WVest nach Ost behaupten;) im Uebrigen
aber ergiebt sich die architektonische Disposition bereits als auf eine
neue und eigenthümliche Gesammtwirkung berechnet. Es ist diejenige,
welche fortan auf geraume Zeit für die Anlage der Moscheen der
Versalnmlungsräume zum gottesdienstlichen Oultus maassgebend bleibt.
Es ist die der Ilofdisposition, welche statt des geschlossenen Aussenbaues
der antiken, statt des geschlossenen Innenbaues der christlichen Tempel-
anlage die freier architektonische (und somit schon hierin dem Sinn für
das Dekorative entgegenkommende) Anlage schattender Umgebungen eines
unbedeckten Platzes zur Folge hat. Auch bei den vertieften, durch wie-
derholte Arkaclenstellung gebildeten Hallen derjenigen Seite, welche ge-
wissermaassen den baulichen Körper der Moschee ausmacht, entwickelt
sich hiebei keine eigentliche und selbständige Innen-Architektur. Nur
der mittlere Punkt ihrer Hinterseite hat die Andeutung einer solchen:
eine zumeist zwar reich dekorirte, aber in ihren Maassen nur kleine
Nische, Kiblah oder Mihrab genannt, welche die Richtung nach dem
heiligen Hause von Mekka bezeichnet, dem sich der Moslem im Gebete
zuwenden muss. Dann pflegt. auch der Raum zunächst vor der Kibläh
in der Regel durch ein reichgesehmücktes Kuppelgewölbe, welches über
ihm angeordnet ist, ausgezeichnet zu sein. In der Moschee von Damas-
kus wird diese Kuppel, in der Mitte des Mittelschiifes, von vier starken
Pfeilern getragen. Im Uebrigen bestehen ihre Arkaden, das bauliche
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. I. 20