Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

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der Hindus 
Die Kunst 
und 
ihre Ausläufer. 
in jeder Nische ein sitzendes Buddhabild und über ihr ein aufragender 
kleiner Dagop zur Bekrönung; zwischen den Nischen andre Sculpturen. 
Oberwärts ist ein grosses Plateau, aus dem sich ein Doppelkreis kleiner 
Dagopthürme, der innere höher als der äussere, erhebt; ein grosser Dagop 
von 50 und einigen Fuss Durchmesser, aus der Mitte des inneren Kreises 
aufsteigend, bildet den Schluss des Ganzen. Das architektonische Detail 
trägt spätindisches Gepräge, verbunden mit einer eigenthümlichen krausen 
Oruamentirung. 
Eine zweite Denkmälcrgruppe ist die von Brambanan, im Districte. 
von Mataran. Hier linden sich die Reste von zahlreichen Tempel-, auch 
Palastbauten, an denen sich eine glänzend dekorative Ausstattung ent- 
faltet, zum Theil im Geschmacke des Kailasa von Ellora, doch in etwas 
ruhigerer Haltung, zum Theil wie mit den Einflüssen arabisch-indischer 
Architektur; wobei  falls jene Formen wirklich aus arabischer Einwir- 
kung herrühren sollten- zu bemerken ist, dass der Islam im vierzehnten 
Jahrhundert in Java eingeführt ward. Die vorzüglichst bedeutenden sind 
die Ruinen des grossen Tempels von Brambanan und die ausgedehnte 
Trümmerstätte der Chandi Siwu, der „tausend Tempel". 
Die dritteGruppe ist die von Singasari, im Districte von Malang. 
Zu ihr gehören die ausgedehnten Tempelreste des G-unong Dieng und die 
von Saku. Der I-Iaupttempel von Saku bildet wiederum eine breitterras- 
girte Anlage, welche in schrägen Absätzen emporsteigt.  Es ist möglich, 
dass in dem Princip derartig terrassirter Anlagen, wie zu Saku und zu 
Boro Budor, ein Wechselverhältniss obwaltet zu dem der Monumente der 
oceanischen Welt und namentlich der amerikanischen, dass, zumal- bei der 
im Allgemeinen übereinstimmenden Epoche der Ausführung, ursprüngliche 
gegenseitige Beziehungen hier mitwirkend waren. Die nähere Erörterung 
dieses Punktes dürfte späterer Forschung anheimzugeben sein. Jedenfalls 
aber wird gleichzeitig daran festzuhalten sein, dass die eigentlich künst- 
lerische Ausbildung der javanischen Monumente aus der vollentwickelten, 
auf älteren Grundelementen fussenden indischen Kunst herübergenom- 
men ist. 1 
Die Denkmäler von Java enthalten zugleich einen grossen Reichthum 
von Seulpturen. 2 Neben den Bildwerken aus Stein, welche als Reliefs, 
auch als Statuen mit der Architektur verbunden sind, finden sich auch 
solche aus Metallen. Sie gehören theils dem Kreise der buddhistischen, 
theils, dem der brahmanisehen Religion an, theils erscheinen sie in eigen- 
thümlieh phantastischen Formen. Unter den letzteren sind die abenteuer- 
liehen sogenannten Reeheüs ("Tempelwächter") hervorzuheben, welche an 
den Eingängen der Heiligthümer, sitzend oder stehend, zumeist in k0los- 
saler Grösse, gefunden werden. Nicht selten zeichnen sich die javanischen 
Sculpturen durch bemerkenswerthe Feinheit und Reinheit der Linien aus 
1 Für die Möglichkeit derartig wechselseitiger, doch aber das Wesentliche der 
künstlerischen Ausgestaltung nicht bedingender Beziehungen kommt im Uebrigen in 
Betracht, was oben S. 9, Anm, über die baulichen Reste von Tinian und S. 26 u. f. über 
einzelne Denkmäler von Yucatan und die von Palenque angedeutet ist.  2 Denkm. 
d. K" Taf. 11, Fig. 1.
	        
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