Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Kunst 
Die 
Ausläufer. 
der Hindus und ihre 
Westen, in den Nischen einer Felswand bei Bamiyan befinden. Die 
eine ist 120 Fnss hoch. Die Gewandung dieser Ungeheuer war aus einer 
Stuckmasse angefügt; gegenwärtig sind sie höchst beschädigt imd ent- 
stellt. Die Nischenwölbungen enthalten die Spuren von Malerei. 
An den Monumenten von Kaschmir iinden sich Sculpturen mythischen 
Inhalts, die indess keine ausgezeichnete Bedeutung zu haben scheinen. 
Dritte 
Periode 
der 
indischen 
Kunst. 
Die dritte Periode (nebst den, in dieselbe hinabreichenden Ausläufern 
der zweiten) fällt in die mittleren Jahrhunderte des Mittelalters, vornehm- 
lich in die Zeit vom siebenten oder achten Jahrhundert bis zum elften, 
mit Anschluss der nächstfolgenden Epoche bis ins dreizehnte Jahrhundert 
hinab. Ihrer früheren Zeit gehören die letzten Werke des Buddhismus 
an, welche Ostindien besitzt; in ihrem Verlauf bethätigt sich der Brah- 
maismus, aufs Neue zu seinem alten Herrscherrechte gelangend, mit glän- 
zenden und umfassenden Werken. Diese haben überall die phantastische 
Fülle, welche aus dem Wesen des Brahmaismus hervorging, während die 
letzten buddhistischen Werke , nicht unberührt von den Neuerungen, in 
ihrem cigenthümlichen Charakter schwankend erscheinen. Neben beiden 
sind die Werke der Jaina-Sekte zu bemerken, die eine Vereinigung der 
grundsätzlich verschiedenen Elemente bezweckte; die künstlerische Un- 
klarheit (auch Rohheit) ihrer Leistungen scheint ein natürliches Ergebniss 
solches Strebens. Es ist vorzugsweise dcr Grotten- und Felsbau, mit den 
ihm angehörigen" bildnerisehen Werken, worauf der künstlerische Sinn 
dieser Periode gerichtet ist; die Anlagen der Art entfalten sich in höchst 
mächtiger, prachtvoller, staunenswerther Weise. 
Arch 
ektu 
Die buddhistische Arehitektur befolgt die Anlagen der früheren 
Perioden, in der Art jedoch, dass selbständige Tope-Bauten, in ihrer 
schlicht primitiven Form, gar nicht mehr oder etwa nur in höchst ver- 
einzelten Beispielen vorkommen und die Behandlung des Einzelnen in 
den Vihara- und Chaitya-Grotten zum Theil denjenigen Formen folgt, 
welche sich aus der veränderten Geistesriehtung, aus der Entfesselung der 
Phantasie durch den Brahmaismus, ergaben. 
Die brahmanisehe Architektur schliesst sich im Grottenbau der 
buddhistischen Anlage, welche sie als eine ausgebildete vorfand, zunächst 
unmittelbar an, Von der Form der Chaitya-Grotte, die aus den beson- 
dern rituellen Bedingnissen des Buddhismus hervorgegangen war, konnte 
sie freilich keinen Gebrauch machen; diese wiederholt sich also in den 
brahmanischen Anlagen nicht. Dagegen fand sie das minder bedingte 
System der Vihara-Gtrotte auch für ihre Zwecke,  für die des Götter- 
tempels, sehr passend. Sie meisselte ähnliche, zum Theil sehr ausgedehnte 
Pfeilerhallen in den Fels, liess die dieselben umgebenden kleinen buddhi-
	        
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