Erste Periode
der indischen Kunst.
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Tope (jenes Wort im Sanskrit, dies im heutigen Dialect, Beides soviel
als Tumulus), Dagop (soviel als "Körperbewahrer", d. i. Reliquienbe-
hälter), auch Ohaitya (nach der Bezeichnung des Schirmdaches.)
Heilige Einschlüsse, Nebenbaulichkeiten verbinden sich mit der Anlage
des Tope. An Stätten, die als besonders verehrte aufzufassen sind, fin-
den sich Topels zuweilen in erheblicher Anzahl.
Die ascetische Richtung der buddhistischen Religion führte zur Aus-
bildung klösterlicher Genossenschaften, die letzteren zu entsprechenden
baulichen Einrichtungen. Die buddhistischen Klöster, welche mit dem
Namen der Viharals bezeichnet werden, sind Hallenbauten mit anleh-
nenden Einzelcellen. Grössere Klöster der Art scheinen ihr besonderes
Tempelheiligthum zur gottesdienstlichen Versammlung gehabt zu haben:
einen mehr oder weniger geräumigen Saalbau und im Grunde desselben
ein nach seinen Verhältnissen bemessenes Dagopheiligthum. Von Frei-
bauten der Art ist, vielleicht mit Ausnahme weniger Einzelrcste, welche
solchen Anlagen angehört haben mögen, nichts erhalten; wohl aber von
entsprechenden, im Felsgrottenbau ausgeführten Anlagen. Es scheint,
dass einsiedlerische Niederlassungen in natürlichen Felshöhlen hiezu die
Veranlassung gaben; die volksthümliche Neigung scheint sich, wenigstens
auf gewissen Punkten des Landes, bald sehr entschieden für das geheim-
nissvoll Schattige des Baues, der sich der Felsmasse einarbeitete, ent-
schieden zu haben. Die Grotten, welche das Gepräge der Versamm-
lungstempel trragen, pflegt man mit dem Namen der Chaitya-Grotten
zu bezeichnen.
Das Wesentliche der architektonischen Form, soweit es sich irgend
um die Herstellung eines aus einzelnen Theilen zusammengesetzten Gan-
zen, um die Andeutung einerbaulichen Structur, handelt, erscheint als
eine naive Nachahmung der Form, der Behandlung, der Ausstattung,
welche sich bei einem vorangegangenen Holzbau und dessen Structur
ergeben hatte. Es ist zum Theil die völlig trockne Oopie eines solchen,
nachgebildet im" Steinmaterial, der Felsmasse mit dem Meissel aufgeprägt.
Dabei aber ist bemerkenswerth, dass augenscheinlich schon in diesen
vorbildlichen Constructionen sich ein eigenthümlicher Formensinn ausge-
sprechen hatte; es zeigt sich, an einzelnen vorzüglichst bezeichnenden
Stellen wenigstens, dasselbe schwellende, zur Bogenlinie führende For-
menprincip, welches für die Gestaltung des Tope die entscheidende Be-
deutung hat, nur gelegentlich zur leichteren spielenden Dekoration umge-
wandelt, wie sich diese bei dem leicht handlichen Material des Holzes
natürlich ergeben musste. Besonders charakteristisch giebt sich diese
Behandlung bei der Einrichtung der Chaitya-Grotten kund. Die letzteren
bestehen, der Form der altchristlichen Basiliken einigermaassen ähnlich,
aus einem breiten Mittelschiff und schmalen Seitenschiffen, beide an der
Hinterseite im Halbkreise geführt, den dort stehenden Dagop hinterwärts
umschliessend. Pfeiler trennen die Schiffe und stützen die Decken.
Diese sind, namentlich über dem Mittelschiff, in der Weise eines hoch-
aufsteigenden, hufeisenförmig sich ausweitenden hölzernen Tonnengewöl-
bes bedeckt, mit entschieden charakteristischen, stark vertretenden Rund-
sperren. Den Ursprung dieser merkwürdigen Bildung auf's Bestimmteste