270
Die Kunst der
Hindus und ihre
Ausläufer.
stimmtheit das Ideal, mit. charakteristisch weichen, sehwelleuden, üppigen
Formen, dem in späterer Zeit die indische Kunst gern folgte. Im Epos
Enden sich sehr bezeichnende und ausführliche Stellen der Art. 1
Erste
Peiiode
der
indischen
Kunst
Die erste Periode der indischen Kunst, in charakteristisch sich ge-
-staltender Monumentalform, beginnt um die Mitte des dritten Jahrhun-
derts v. Ohr., der Epoche, in welcher der damalige König der hindostani-
sehen Lande, Asoka, sich und seine Herrschaft zur buddhistischen Religion
bekannte. Der künstlerische Typus der Periode ist der einer primitiven
Einfalt und Strenge, verbunden mit Elementen, welche aus den ausge-
prägten künstlerischen Richtungen der westlichen Lande herüber genom-
men waren, und nicht ohne ein gewisses phantastisches Element, welches
als das dem Volke eigenthümliche bezeichnet werden muss. Die Dauer
der Periode ist auf mehrere Jahrhunderte anzusetzen, in die ersten Jahr-
hunderte der christlichen Zeitrechnung hinabreichend.
Architektur.
Die Werke der Architektur sind theils Säulen, welche als Sieges-
denkmäler des zur Herrschaft gelangten Glaubens errichtet wurden, theils
und vornehmlich religiöse Heiligthümer und anderweitige, für die Zwecke
des religiösen Lebens ausgeführte Bauanlagen.
Das eigentliche religiöse Heiligthum hat eine bestimmt ausgeprägte
schlichte Gestalt, welche aus der urthümliehen Tumulusform hervorge-
gangen ist. Es ist, einem Grabhügel entsprechend, über einer Reliquie
des Stifters der religiösen Sekte, Buddhaüs selbst, oder eines seiner heili-
gen Nachfolger in voller compaeter Masse errichtet. Die Form ist streng
gemessen, halbkugelartig, über einer eylindrisehen Basis, die Dimension
oft sehr ansehnlich. Die schwellende Bogenlinie, welche das Profil des
Denkmales bildet, erscheint für die Richtung des Formensinnes bei den
Hindu's von vornherein bezeichnend. Die mystische Doetrin des Bud-
dhismus hat der halbkugelförmigen Erhebung des Monumentes einen be-
sondren symbolischen Inhalt untergelegt: nach ihr ist es ein Bild der
Wasserblase, welche nach Buddhafs Wort die Vergänglichkeit des irdi-
schen Lebens bezeichnet. Auf seinem Gipfel hat das Monument eine
krönende Spitze; diese erscheint in freier dekorativer Behandlung, kegel-
förmig oder obeliskenartig, oder in einer Form von ausschliesslich sym-
bolischer, ebenfalls durch die buddhistische Doetrin gegebener Bedeutung,
.als heiliges Schirmdaeh. Der Name des Monumentes ist Stupa oder
1 Vergl. u. A. die Schilderung des Apsaras Uiwasi im Maha-Bharata, bei
F. Bopp, Ardschanais Reise zu _Indra's Himmel etc., S. 10, 96. (Die sichre Zeich-
nung, welche das indische Gedicht enthält, bildetden auffälligsten Oontrast gegen
die formlose Bildersprache, deren sich im ähnlichen Fall z. B. die althebräische
Poesie, im hohen Liede, bedient.)