Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

nordemopäische Alterthum. 
Das 
ihnen lagen, durch Zapfen festgehalten, horizontale Querbalken. E111 
zweiter. innerer Kreis hatte 40 kleinere Pfeiler. Dann ragten, weiter 
nach innen den Raum einscliliessend, 10 starke Pfeiler von 22 F. Höhe 
empür, je zwei und zwei durch einen Steinbalken verbunden. _Endl1ch 
war zu innerst ein Kreis von 30 kleinen Pfeilern und in diesem ein mach- 
tiger einzelstehender Block.  
Es sind naturgemäss die allgemeinsten Begriife nnd Empfindungen: 
welche bei diesen primitiven Denkmälern zur Verbildlichung gelangen. 
Der Tumulus, der Menhir drücken, nächst dem llngewöhnlichel]: dem 
Ausserordentlichen, nur das Allgemeinste von ruhiger Elilrhäbellhelti, Yon 
kühnem Emporragen aus Die Vereinigung und Verbindung der ßteine 
Führt Begriii, Empfindung, Anschauung weiter:  stützende Kraft: auch 
gegen die gewaltigste Last, unverrückbarer Abschluss, rhythmische Um- 
gränzung (wie roh immerhin durch die wechselnde Folge der Steine be- 
zeichnet), Inannigfach gegliedertes Verhältniss (wie roh immerhin in den 
Mitteln der Combination) machen sich auf energische Weise bemerkllch. 
S0 allgemein diese räumlichen Beziehungen sind, so sind sie doch fest- 
gestellt, doch zur feierlich entschiedenen Wirkung ausgeprägt. Der Oul- 
tus, der sich mit diesen Denkmalstätten verband und dessen reichere Glie- 
derung durch die letzterwähnten Denkmäler vorgezeichnet erscheint, musste 
in ihnen doch eine bedeutungsvolle Grundlage gewinnen. Selbst die 
Voraussetzung erscheint nicht zu kühn, dass die ahnende Empfindung der 
jugendlichen Geschlechter unter dem Bilde dieses Allgemeinsten auch das 
individuell Gesonderte mit einbegriHen habe, dass in diesen gewisser- 
maassen embryonischen Gebilden vereint liegt, was sich später als archi- 
tektonische Gesammt- und Einzelform und als bildnerisches Werk lösen 
sollte, und dass z. B. das stolze Emporragen des einzelnen Menhirs (wo 
derselbe ein persönliches Denkmal war) nicht bloss an das Dasein eines 
Helden, eines Vergötterten überhaupt erinnern, sondern ihn selbst in 
seiner körperlichen Erscheinung der Phantasie des Beschauers vorführen 
sollte.  Sehr eigenthümlich sind jene Schiffsetzungen der schwedischen 
Küsten, die eine, zwar noch völlig unbehülfliche, doch ebenso bestimmte 
Nachbildung der einzelnen Lebenserscheinung enthalten. Sie scheinen zu den 
jüngsten dieser Denkmäler zu gehören und verdanken ohne Zweifel, mö- 
gen sie Grabstätten oder Siegesdenkmale sein, der Meeresherrschaft der 
Wikinger ihre Entstehung. 
Jüngeres im nordenropäischen Alterthum. 
In der Spätzeit des nordeuropäischen Alterthums, namentlich der 
Völker germanischen Stammes, als das Christenthum bei diesen einge- 
führt ward, werden nicht selten Tenipel und Bilder der Götter erwähnt. 
Erhalten ist hieven Ilichts, wenn wir etwa von kleinen Idolen absehen, die  
sofern sie überhaupt ächt  unter dem Einfiuss einer auswärtigen, höher ent- 
wickelten Kunstweise (der römischen) entstanden zu sein scheinen. Der 
gänzliche Mangel an namhaften Resten lässt auf eine nicht-monumentale 
Beschaffenheit jener Werke schliessen; das Wenige, was aus den alten
	        
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