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VIII.
Die
altchristliche Kunst.
wiederum auf die gerade in der genannten Epoche hervortretenden By-
zantinislnen hindeutend. Im siebenten und achten Jahrhundert werden
u. A. die zahlreichen Kirchenbauten des (Klosters StWandrille bei Rouen
gerühmt.
In den angelsächsischen Landen War das siebente Jahrhundert
für den Kirchenbau von Bedeutung. Die Berichte lasscn zumeist auf die
Anlage von Basiliken schliessen, zu Abbendon (mit zwiefacher Tribuna,
an der Ost- und Westseite), zu York, Rippen, Hexham u. s. W. Die
Andreaskirche zu Hexham, vom Jahr 674, wird als ein wunderwürdiges
Werk gepriesen, und zwar als eine Anlage, die als eine Nachbildung des
bei S. Vitale zu Ravenna befolgten Systems erscheint. Erhalten ist
nichts davon.
Irland, durch seine frühchristliche Cultur und seine missionarische
Thätigkeit von hoher Bedeutung, folgte in seinen baulichen Anlagen, wie
es scheint, einer selbständiger heimischen Sitte. Vorzugsweise War dort,
auch bei den Kirchenanlagen, ein einfacher Holzbau beliebt. Einzelne
Reste von Steinbauteu, kleine Kirchen und Kapellen, dieser oder der
nächstfolgenden Periode angehörig, zeigen ein sehr urthümliches Ver-
fahren, der kyklopischen Bauweise der pelasgischen Vorzeit ähnlich. Be-
sonders bemerkenswerth ist eine erhebliche Anzahl fester Rundthürme,
zumeist in der Nähe alter Kirchen oder Klöster belegen, welche sich, ko-
nisch verjüngt, zum Theil zu sehr bedeutenden Dimensionen erheben.
In Spanien wurde im sechsten und siebenten Jahrhundert, vor der
arabischen Eroberung des Landes, vielfach Bedeutendes von baulichen
Anlagen ausgeführt. Einige sehr geringe Fragmente, welche sich hieven
erhalten haben, lassen eben nur den allgemeinen Styl der Zeit erkennen.
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lde
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Kun
Die Sculptur kam in der zweiten Epoche der altchristlichen Kunst
zumeist nur noch für Zwecke des profanen Lebens, zur Verherrlichung
der weltlichen Macht, zur Anwendung. Sie gehört fast ausschliesslich
dem byzantinischen Lehcnskreise an. Von kaiserlichen Statuen ist in der
byzantinischen Geschichte noch in vielen Fällen die Rede; namentlich
werden mehrfach Statuen des Justinian und seiner Gemahlin Theodore
erwähnt. Eine eherne Kolossalstatue zu Barletta in Apulien soll den
Kaiser Heraklius (siebentes Jahrhundert) (larstellen. 1 An Weiterer An-
schauung fehlt es. Ersetzt wird diese durch einige Elfenheinarbeiten,
Diptycha und Aehnliches, deren Figuren eine gewisse eeremoniöse Gra-
vität haben und sich durch saubre Ausführung prunkenden Kostürns, bei
unlebendig starrer Auffassung, auszeichnen. Als Beispiel ist rein Dip-
tychon des Justinian, im Pallast Riccardi zu Florenz, zu nennen.
1 II.
Schulz,
Unteritali
Kunst des lüittolalters in
Taf.
XXVH.