Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Das nordeuropäische Alterthum. 
scheint, in minder auffälligen Maassen oder in kolossalen Dimensionen, 
Welche sich  wie bei dem Hügel von Silbury in England (in Wiltshire 
bei dem Dorfe Kennet)  bis zu einer Höhe von nahe an 200 Fuss er- 
heben. Er dient zumeist als Grabstätte; aber seine emporragende Er- 
scheinung deutet darauf hin, dass er vor Allem dem verherrlichenden 
Gedächtniss Solcher, die Grosses gewirkt, errichtet war. Das Innere birgt 
häuüg Grabkammern, die von mächtigen Steinblöcken zusammengefügt 
sind, zuweilen ausgedehnte Gange, welche hiemit verbunden waren, zu- 
Weilen eine Anzahl solcher Kammern. In teclmischem Belange ist zu 
bemerken, dass die Bedeckung dieser Kammern gelegentlich, statt aus 
grossen Platten, welche auf beiden Seiten gestützt werden, aus überein- 
ander vorkragenden Steinen gebildet wird, in jener urthümlichen Weise 
der Wölbung, welche sich bei allen Völkern der Erde auf den ersten 
Stufen baulicher Entwickelung findet.  Die Hügel stehen einzeln oder 
zu GruPPen vereinigt; auch finden sich Beispiele von Doppelhügeln (zwei 
zusammenhängenden), die in charakteristischer Weise das verbundene G-e- 
dächtniss zweier in ihren Thaten Verbundenen zur Erscheinung bringen. 
 In einzelnen Fällen ist der Fuss des Hügels durch einen regelmassig 
geführten Graben, auch durch eine Art von Terrasse umgrenzt; in andern 
Fällen ist er mit einem Kreise _aufgerichteter Steine umgeben, auch Wohl 
sein Gipfel durch besondere Steine ausgezeichnet.  Die Mehrzahl der 
Hügel ist einfach aus Erde aufgesehüttet. Nicht selten jedoch bestehen 
sie aus aufgehäuften Steinen. Die Hügel der letzteren Art heissen bei 
den Kelten Galgal, bei den Briten Oairn. 
Der einfache Steinpfeiler,  Menhir oder Peulvan bei den 
Kelten, Bautastein bei den Skandinaviern. Ein Stein von länglicher 
Dimension, roh, wie er aus dem Bruche kam, senkrecht aufgerichtet, 
von geringerem und grösserem, mehrfach wiederum von sehr kolossalem 
Maasse. Der grösste dieser Art ist der Menhir von Locmariaker in 
"der Bretagne, der, über 60 Fuss lang, gegenwärtig zerbrochen am Ein- 
gange des Ortes liegt. 
Verbundene Steine:  1) Lichaven (keltisch), aus zwei auf- 
recht stehenden Pfeilern bestehend. über denen ein dritter liegt, einem 
Thore vergleichbar.  2) Dolmen (keltisch), aus einer Anzahl aufge- 
richteter Steine bestehend, welche eine Felsplatte, oft von riesiger Aus- 
dehnung, tragen; theils der Art, dass jene Steine pfeilerähnlich getrennt 
stehen, wie bei der sogenannten Table des marchands zu Locmariaker, 
deren Platte 2G Fuss lang, 12 F. breit und 3 F. dick ist; theils so, dass 
die tragenden Steine die Seiten eines geschlossenen Raumes bilden. Diese 
heissen bei den Briten Kist-Vaen (Steinkasten).  3) Bedeckte 
Gange, Feengrotten (so bei den Franzosen), Dolinen der letztge- 
nannten Art von längerer Ausdehnung, im Inneren gelegentlich in meh- 
rere Räume getheilt; zum Theil wiederum durch das kolossale Gewicht 
der Decksteine ausgezeichnet, wie bei den merkwürdigen Grotten, die 
sich in der Nähe _von Saumur, Tours und Esse (bei Rennes) beünden. 
4) Wagsteine (Pierres branlantes, Rockingstones, Rokkestene), 
Felsblöcke, auf anderen der Art aufliegend, dass sie durch mässlge Kraft 
in eine schwankende Bewegimg gesetzt werden können; Zeugnisse eigen-
	        
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