Vorstufen
künstlerisch er
Gestaltung.
Das
nordeuropälisclle
Alterthum.
Urdenkmäler.
Die ersten Denkmäler, welche errichtet wurden, waren naturgemäss
von einfachster Beschaffenheit. Aufgethürmte Erdhügel, aufgeriehtete Stein-
masseir bezeichneten die geweihte Stätte. Sie selbst hatten noch keine be-
stimmte Gestalt; aber das Fremdartige, Machtvolle ihrer Erscheinung war
gleichwohl geeignet, im Gemüthe des Menschen die hehre Empfindung her-
vorzurufen, welche der Bedeutung des Denkmales entsprach. In allen
Theilen der Erde haben sich solche Werke vorgefunden, Zeugnisse der
gleichartigen Grundanlage, mit welcher die Geschlechter der Menschen in
allen Zonen und zu allen Zeiten dem erwachenden geistigen Bedürfnisse
Gestalt gaben.
Der grösste Reichthum dieser urthiimlichen Denkmäler findet sich im
Norden, auch im Westen Europals, in den Sitzen der keltischen und nord-
germanischen Volksstälnme. 1 Hier erscheint auch die mannigfaltigste, zu
einer eigenthümlichen Entwickelung dieser primitiven Stufe durchgeführte
Behandlung. YVenn in anderen Ländern nicht allzu Vieles der Art, und
namentlich nicht von denjenigen dieser Denkmäler, welche das einfache
System zu reicheren Combinationen durchgebildet, untergegangen sein sollte,
so wird angenommen werden müssen, dass jenen nordeuropäischen Stämmen
ein strengeres Beharren an dem ursprünglichst Ergriifenen eigen war, und
dass sie eben durch dieses Beharren zu jenen bedeutenderen Consequenzen
geführt wurden. Das Zeitalter, welchem diese alten Denkmäler des euro-
päischen Nordens angehören, lässt sich mit irgend welcher Bestimmtheit
nicht angeben. Wir wissen nur, dass Kelten und Germanen in der spä-
teren Zeit des letzten Jahrtausends vor Ohr. Geb. mit den südlichen
Oulturvölkern in Berührung kamen, und wir haben in keiner Weise eine
Berechtigung, die Denkmäler den Urzeiten des menschlichen Geschlechtes
überhaupt zuzuschreiben. Aber weil sie die umfassendste Anschauung
des vollkommen urthümlichen Standpunktes künstlerischer Bestrebung ge-
Währen, sind sie vorzugsweise geeignet, die grosse Reihenfolge der künst-
lerischen Entwickelungen zu eröffnen. Bei weitem die bedeutungsvolleren
dieser Denkmäler gehören den keltischen Völkern an; sie finden sich so-
mit insbesondere in denjenigen Landstrichen, in welchen das keltische
Element sich am kräftigsten gegen das andringende Römerthum behaup-
tete, in dem alten Armorika (der Bretagne und den nächstgelegenen
Landstrichen Frankreichs) und auf den britischen Inseln.
Folgendes sind die Hauptgattungen dieser Denkmäler:
Der Hügel (Tumulus), der in halbkugelförmiger, in mehr ge-
drückter, in langgestreckter, oder in hoher, gloekenförmiger Gestalt er--
1 F. J. Mone, Geschichte des Heidenthums im nördlichen Europa. De
Caumont, Cours dßmtiquites monumentales, J. Gailhabaudä Denkmäler der
Baukunst (Celtische Denkmäler). Leitfaden zur nordischen Alterthumsklmde.
G. Klemm, Handbuch der germanischen Alterthumskunde. U. a. m. (In diesen
Werken auch die, zum Theil sehr ausgedehnte Literatur über die nord. Denkm.)