Dritte Periode.
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neuen, verklärten Daseins aussprechen. Die Mythen des Alterthums Wer-
den hiezu in neuer Sinnbildnerei verwandt, manches Mal im bunten
Wechsel der Gegenstände, aber auch dann, durch das Geheimniss ihres
Inhalts, von anregender Kraft auf das nachsinnende Gemüth. Der tief-
sinnige Mythus von Amor und Psyche gehört hieher; Andres schliesst sich
an. Einer der Sarkophage des kapitolinischen Museums zu Rom ist durch
die Fülle eines symbolischen Gehaltes, der sich besonders an die Mythen
des Prometheus und der Psyche anknüpft und dem selbst schon christ-
liche Bezüge nicht zu fehlen scheinen, von vorzüglichem Interesse; doch
allerdings der Art, dass die Darstellung nur noch ein spielendes Gewand
für den Gedanken bildet.
Die Unbefriedigung und innere Rathlosigkeit der Zeit lässt die Künst-
ler freilich noch weiter nach Stoifen mystischer Offenbarung suchen. Un-
ter den fremdenCulten, Welche hiezu durchforscht wurden, war besonders
der persische Mithrasdienst für die Darstellung ergiebig. Darauf be-I
zügliche Bilder, bei denen der symbolische Gehalt die Form schon völlig
überwiegt, gehören mit zu den bezeichnenden Leistungen dieser Epoche.
Oder es wurde, um Amulete für den Aberglauben zu gewinnen, das Ver-
schiedenartige aus den verschiedenen Culten zusammengeraift. Die soge-
nannten „Abraxas-Gemmen" sind Producte solcher Notli; künstlerische
Absicht und Kunstverdienst sind in ihnen nicht mehr vorhanden.
Was die Zeit des Constantin an bildnerischer Kunst schafft, besteht
aus unfreier und starrer Wiederholung vorhandener Typen und zeigt, wo
es auf eine selbständige Verwendung derselben ankommt, das schon voll-
kommene Unvermögen zu einer irgendwie belebten Erfindung. Die Kunst
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Constautinisches Relief vom Bogen
des Coustantin.
hat jetzt Wesentlich nur noch die Absicht, das Vorhandensein der Gegen-
stände zu bezeichnen; ihnen Athern und Seele zu geben, liegt ausserhall)
ihres Bedürfnisses und ihres Vermögens. Die constantinischen Reliefs am
Constantinsbogen zu Rom geben dafür besonders charakteristische
Zeugnisse. Die kleinen Friese über den Seitendurchgängen, mit figuren-
reichen Scenen aus der Geschichte des Kaisers, sind ungefüg in den Ge-
stalten und mehr einförmig schematisch als wirr in der (Komposition. Die
dekorativen Sculpturen an der untern Hälfte des Triumphbogens Wieder-
holen die vorgebildeten Motive in einer barbarisch rohen "Weise.
Als ein Paar Prachtarbeiten dieser Schlusszeit der antiken Kunst
sind die grosse Porphyrsarkophage der Helena und der Constantia