Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Dritte Periode. 
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stehen, war ein Werk höchsten Glanzes und durch mannigfach kunstreiche 
Verwendung der Kunst des Wölbens für die Innenräume ausgezeichnet. 
Umfassende Begünstigung wurde durch Septimius Severus besonders 
dem westlichen Afrika, seinem Heimathlande, zu Thei]. Zahlreiche 
Monumentreste und Trümmer, welche sich daselbst erhalten haben, be- 
zeugen die durch ihn erweckte Blüthe des Landesund die Richtung des 
architektonischen Geschmackes der Zeit. Dahin gehört zu Theveste 
(Thebessa) in Numidien ein prächtiger vierthoriger Triumphbogen, ein 
sog. Janus quadrifrons, der auf allen vier Seiten mit korinthischer Säulen- 
architektur ausgestattet ist. Dahin, wie es scheint, zu Lambaesa das 
Gebäude eines Prätoriums mit reicher zweigeschossiger Facade. Dahin 
Andres im karthagischen Gebiete, wie ein Triumphbogen zu Assura 
(Sanfur), zu Leptis magna, dem Geburtsorte des Kaisers, u. s. w.  
Wenig jünger ist der, zumeist wohlerhaltene Bau eines Amphitheaters zu 
Thysdrus (El-Djemm), südwärts von Karthago. 
Ungefähr derselben Epoche scheinen die jüngeren Römermonumente 
zu Pola in Istrien anzugehören: der einthorige, reich dekorirte Bogen 
der Sergier und die Umfassung eines Amphitheaters.  Andres in Frank- 
reich, wie das Amphitheater von Nimcs und mehrere Stadtthore. Unter 
den letzteren enthält die Porte d'Arroux zu Autun eins der ersten 
Beispiele einer neuen, auf die Vertheidigung berechneten und malerisch 
wirksamen Anordnung, indem sich über dem Thore selbst (hier zwei 
grosse Haupteingänge mit zwei Nebenpforten) eine architektonisch dekorirte 
Arkadengallerie hinzieht. Andre Thore zu Besangon, Reims, Saintes, 
Carpentras, Cavaillon. 
Eine lebhafte Umbildung des römischen Architekturstyles ergab sich 
in den asiatischen Landen, wo jetzt aufs Neue der altorientalische Geist 
sich. zu regen begann und in prunkendem Schimmer, in phantastischer 
Laune seine angeborne Natur kund zu geben suchte. 
Mässiger zunächst in Klein-Asien, wo starke Ausschreitungen noch 
immer durch das maassvolle Gesetz des Hellenismus verhütet wurden. 
Doch fehlt es nicht an manchen charakteristischen Beispielen. S0 hat 
ein Grabmonument zudllylasa in Karien einen Oberbau von viereckigen 
Pfeilern und solchen, die seltsam mit Halbsäulen verbunden sind, und 
über dem Gebälk eine stufenförmig pyramidale Decke. So findet sich zu 
Äphrodisias ein glänzendes korinthisches Propyläum, dessen Säulen, 
bei übrigens gräcisirender Behandlung, völlig dekorativ mit gewundenen 
Kanellirungen versehen sind.  
Um so umfassender entfaltet sich die römisch-asiatische Architektur 
des dritten Jahrhunderts in Syrien. Zwei Städte, das politisch glänzende 
_Palmyra und Heliopolis, der Hauptsitz jenes wüsten Cultus, welcher 
der abergläubischen Zerfahrenheit jener Zeit so heilsam dünkte, wetteifern 
in der Fülle und Grösse ihrer in ansehnlichen Ueberbleibseln erhaltenen 
Monumente. 1 Die von Palmyra, Tempel und Höfe, mächtige Säulengänge 
1 Vergl. R. Wood, 
ruines 
les 
de Palmyre ; u. 
de Balbeo. 
les vuines 
derselbe,
	        
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