das Alterthümliche früherer Entwicklungsstufen der Kunst, das in seiner
strengen Gebundenheit als ein Heiligeres erschien, zur erneuten Anwen-
dung zu bringen. Die meisten archaistisch hellenischen Sculpturen, welche
auf unsere Zeit gekommen sind, gehören der hadrianischen Periode an;
sie unterscheiden sich, auch wo die jüngere Entstehungszeit in freierer
Behandlung von Einzelheiten nicht unmittelbar zu Tage liegt, durch ihre
Kopf des Antinous.
erlogene Strenge von der Treuherzigkeit des wirklich Alten. S0 ward
auch die Weise der ägyptischen Kunst, ihrem mystischen Charakter zu
Liebe, mehr oder weniger frei mit Eifer nachgeahmt.
Dennoch hat die hadrianische Sculptur in einer Darstellung einen
neuen künstlerischen Typus geschaifen. Es sind die Bilder des Antin ous,
jenes jungen Lieblinges des Kaisers, der für ihn, wie es scheint, in
Aegypten einen geheimnissvollen Opfertod erlitten hatte und dem dafür
Vergötterung zu Theil ward. Sein Cultus verbreitete sich über das ganze
Reich; seine Bilder ebenso, als einfaches Bildniss, in heroischer, dämoni-
scher, göttergleicher Gestalt, selbst in der starr gewichtigen Form der
ägyptischen Kunst. S0 finden sie sich überall in den Museen. Was die
Kunst der Zeit an würdiger Behandlung vermochte, hat sie in diesen
Bildern geleistet; doch beruht nicht hierin ihre eigenthümlichste Bedeu-
tung. Es ist ein neues Element geistigen Ausdruckes, was in ihnen sich
ausspricht, ein fast tiefsinniger Zug, der mit einer Mischung von Kraft,
Weichheit und Trauer, die jugendliche Gestalt zum Opfer stempelnd, das
Gemüth des Beschauers fesselt. Es sind nicht die äusseren Umstände,
nicht das Wort des Imperators und die Schmiegsamkeit vor diesem, was
der Auffassung solcher Bilder die Bahn bereitet. Es ist das Sühnebe-
dürfniss der ihrem Untergange entgegenschreitenden alten Welt, welches
sich hier ahnungsvoll ausspricht.
In der Zeit der Antonine erscheint die historische Sculptur, nament-
lieh in der bildnerischen Ausstattung monumentaler Architekturen, wieder-
um in eifriger Pflege.
Als erhaltene Werke der Art, welche sich auf-Antoninus Pius