194
VII.
Die Kunst der
Epoche.
römischen
vorlag, mit Sicherheit ausgesprochen. Das Ganze hat das Verdienst eines
Geschichtswerkes, in welchem sich Ernst und Treue, einfach klarer Vor-
trag, ein offener Blick für das rein Menschliche und würdige Haltung
zur befriedigenden "Wirkung vereinigen. Die Sculpturen des Triumph--
bogens von Benevent haben eine, im Allgemeinen ähnliche Behandlung.
S0 auch die wenigen an dem Denkmal des Philopappus zu Athen.
iefs der
Von den Rel
Trajanssäule.
Die hellenistische Richtung Hadrianls fand in der Sculptur ein noch
ergiebigeres Feld als in der Architektur. Hier hinderte Nichts, auf die
Muster der griechischen Blüthezeit abermals zurückzugeben und Neues
thimlichst in deren Sinne zu schaffen. Selbst die phidiassische Kunst der
chryselephantinen NVerke ward abermals hervorgesucht. Hadrian schmückte
den von ihm vollendeten Tempel des olympischen Zeus zu Athen mit
einem aus Gold und Elfenbein kunstvoll gearbeiteten Kolossalbilde des
Gottes; Herodes Attieus (sein Zeitgenoss, der Griechenland gleichfalls zu
verherrlichen bemüht war,) den Poseidontempel des korinthischen Isthmus
mit einer grossen chryselephantinen Gruppe des Poseidon, in der aber
Missverstand oder Eigenwille das stoffliche Verhältniss schon der Art
verkehrt hatte, dass z. B. die Rosse aus Gold und ihre Hufe aus Elfen-
bein, die Körper der Tritonen aus Gold und ihre Fischschwänze aus
Elfenbein gearbeitet waren. Zahlreiche Marmorwerke, die auf unsre
Zeit gekommen, bezeichnen die eifrige Thätigkeit der hadrianisohen Epoche
und die Art und Weise, in welcher sie sich kundgab. Mit der feinen
virtuosischen Erneuung der hellenischen Kunst, wie diese in der vorigen
Epoche betrieben ward, hat sie wenig mehr gemein. Sie geht mit ent-
schiednerer Absicht auf die Grösse des Styles, auf die Breite des Vor-
trags, welche den grossen Zeiten der hellenischen Kunst eigen waren,
zurück; aber sie hat nicht mehr die Fähigkeit, in das innere Leben jener
Vorbilder einzudringen. Wir verdanken der hadrianischen Sculptur eine
Fülle hellenischer Anschauungen, zum Theil von tiefster Bedeutung; aber
es sind mehr oder weniger nur äusserliche, zumeist auch nicht manierlose
Nachahmungen. Der Mangel an selbständig künstlerischer Grundlage,
gelehrte Liebhaberei, abergläubische Sorge führten gleichzeitig dazu, auch