Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Zweite Periode. 
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vollendet unter Titus im J. 80, bezeichnet. Sein Aeusseres hat drei Arkaden- 
reihcn übereinander, mit dorischen, ionischen und korinthischen Halbsäulen- 
Architekturen, und über diesen einen Oberbau mit korinthischen Pilastern. 
Die Formen des hellenischen Säulenbaues sind hier bereits vollständig, 
zur entschiedenen Einheit der hVirkung, in die Bedingnisse, des Massen- 
baues aufgegangen und diesen gemäss, mit Ausscheidung des selbständig 
Eigenthümlichen (namentlich in den Gebalken der unteren Ordnungen) 
umgewandelt.  Unter andern Bauten Vespasianls wird vornehmlich der 
(später zerstörte) Tempel des Friedens als eine der glänzendsten Bau- 
anlagen von Rom gepriesen. 
Es folgt ein zweites bezeichnendes Denkmal, geringer an Umfang, 
aber glänzender in der Ausstattung, der Triumphbogen des Titus 
zu Rom, ein Denkmal der Eroberung Jerusalems, nach "dem Tode des 
Kaisers (81) geweiht. Es ist ein einfacher Bogen mit fensterartigen Oeff- 
nungen zu den Seiten, ausgestattet mit einer Halbsäulen-Architektur auf 
Podesten und kräftiger Attika, mit Bildwerk und dekorativer Gliederung 
reich geschmückt, aber in einer NVeise, welche wiederum das Gesetz der 
Massenwirkung festhält. In diesem Bezug ist namentlich das ( früheren 
Monumenten mit Sicherheit nicht nachzuweisende) römisch-compogte Kapitäl 
der Halbsäulen anzuführen. 
Unter Domitian wurden andre Prachtbauten von Bedeutung ausge- 
führt. Hievon scheint nur ein geringer Rest, in den drei in gleicher 
Flucht stehenden korinthisehen Säulen am römischen Forum, dem Tempel 
des Oastor und Pollux, (dem ehemals sogenannten Tempel des Ju- 
piter Stator) erhalten. Ihre Behandlung verräth den ausgebildet römi- 
schen Geschmack für das reicher Dekorative, im Gegensatz gegen die 
mehr hellenistische Ruhe der Form; aber die Durchbildung ist noch 
durchaus fein und edel._  Von dem durch Nerva gebauten Forum Pal- 
ladium ist nur ein Fragment der Einschliessungsmauer, mit vertretenden 
WVandsäulen, erhalten. Die Anordnung lässt das Gebot der ltlassenwirkung, 
erhöht durch schmückende Ausstattung, erkennen; die rhythmische Glie- 
derung scheint indess nicht sonderlich glücklich gewesen zu sein.  
Aller frühere Glanz Roms wurde durch den Prachtbau, den Trajan 
ausführen liess, verdunkelt; Es War das Forum Trajaifs zwischen 
Kapitol und Quirinal, eine nach einheitlichem Plane gruppirte höchst 
umfassende Bauanlage, bei der jenes Gesetz einer sich gegenseitig be- 
dingenden Wirkung im grossartigsten Sinne zur Anwendung gekommen 
zu sein scheint: ein geräumiger Platz, durch einen Triumphbogen eröffnet, 
stattliche Nebengebäude zu seinen Seiten; quer über den Platz die stolze 
Basilika Ulpia, fünfschifüg, mit ehernem Deckwerk, mit einem Tribunal 
auf jeder Schmalseite und Prachteingängen an der Langseite; an die 
Basilika anstossend ein kleiner Säulenhof, aus dessen Mitte die riesige 
Gedächtnisssäule Trajams, welche das Bildniss des Kaisers trug, 
emporragte; ein kolossaler Tempel des Kaisers, u. a. m. Der Baumeister 
war Apollo dorus aus Damascus. Erhalten ist von alledem sehr wenig. 
Nur die Reste der Basilika, namentlich die ihrer Säulenportale, zeigen 
den festen rölnisehen Adel der Form; und nur die Trajanssäule selbst, 
vereinsammt und wirkungslos, steht noch auf ihrer alten Stelle aufrecht.
	        
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