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jedenfalls vielfachste Uebung handwerklicher Kräfte zur Folge; auch fehlte
es nicht an zahlreichen dauerbaren Werke-n, an denen die letzteren sich
gründlicher bewähren konnten. Steinerne Theater, neue Basilikeil, die
zum Theil wie die Basilica Aemilia das Staunen der Folgezeit
blieben, glänzende Tenipel, andre Werke für volksthümljche Zwecke folg-
ten. Pompejus und Caesar waren es, die unter eigne-m Namen oder dem
ihrer Genossen die grösste Mehrzahl dieser Werke ausführen liessen.
Erhalten ist nichts hievon. Nur ein Paar kleine Tempel, der der For-
tuna Virilis zu Rom (als Kirche S. Maria Egiziaca verbaut) und der
sogenannte Vestatempel zu Tivoli scheinen in diese Zeit zu gehören;
der erste ein Bau von ionischer, der zweite, kreisrund, von korinthischer
Art, beide die Reminiscenz hellenischer Gliederung schon in einer eignen,
derberen Form wiederholend; der Tempel von Tivoli zugleich durch die
noch in etwas freie Behandlung seiner Kapitale bemerkenswerth.
Augustus (30 v. Chr. bis 14 n. Chr.) setzte diese baulichen Unter-
nehmungen in demselben Sinne, doch in ruhigerem Beharrenfnach einem
gleichmässigeren Plane fort. Seine Freunde theilten seine Bestrebungen.
Rom wandelte sich unter Augustus aus einer "Ziegelstadttt in eine „Mar-
morstadt"; die römische Architektur gewann imter ihm, wie es scheint,
den vollen, festen Boden zu charakteristisch eigner Entwickelung. Tem-
pel in überaus grosser Anzahl wurden hergestellt oder neu gebaut, um-
fassende Anlagen für Zwecke des öifentlichen Nutzens oder Vergnügens"
errichtet.
Das merkwürdigste der erhaltenen baulichen Denkmäler ist das Pan-
theon, ein kolossaler, lmppelgewölbtcr Rundbau, im inneren Durchmesser
132 Fuss breit und ebenso hoch, mit einem vorgebauten mächtigen Por-
tikus von italischer Anlage. Das Gebäude gehörte zu den von Agrippa
erbauten Thermen, war ursprünglich für diese bestimmt (daher seine eigen-
thümliche Form) und wurde erst nach der Ausführung zum Tempel ge-
weiht. Das Innerc, von demi Charakter hellenischer Innenräume ab-
weichend, gewährt den Eindruck ruhigster, in sich beschlossener Erhaben-
heit; die cylindrische Wand des Inneren ist mit acht grossen Nischen
versehen, welche ursprünglich ohne Zweifel insgesammt offen waren und
in Wechselwirkung mit dem Kuppelgewölbe jenen Eindruck wesentlich
steigerten (obgleich ihre Bogenlinie unschön in die Cylinderfläche eingriff);
der vorhandene Säulenbau des Inneren, der "die Nischen zum grössten
Theil füllt, gehört einer Bauveränderung aus späterer römisch antiker
Zeit an. Die Architektur des Portikus ist eiuBeispiel der korinthischen'
Form in gesetzlicher, grossartig ernster Behandlung. Von andern Tem-
peln der Zeit sind in Rom nur geringe Reste vorhanden. Die Fragmente
des Tempels der Concordia tragen das Gepräge einer feinen Grazie.
Die Reste des mächtigen Tempels desMars Ultor, welcher mit dem
umschliessenden „F0rum des Augustus" eine zusammenhängende Pracht-
anlage ausmachte, zeigen die römisch korinthische Form in vorzüglichst
schöner und glänzender Durchbildung. Q- Der Tempel des Augustus und
Kugler, Ilandbuch der Kunstgeschichte. l. 12