Erste Periode.
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Erste
Perio
Die erste Periode beginnt im zweiten Jahrhundert v. Chn, mit jenen-
ersten ansehnlicheren Uebertragungen hellenischer Kunst nach Rom, welche
besonders nach der Mitte des Jahrhunderts stattfanden. Bestimmter ent-
faltet sich ihr künstlerischer Charakter, wie es scheint, im Laufe des
ersten Jahrhunderts v. 01m; sie dauert unter den ersten Kaisern fort,
bis zur Zeit des Untergahges des augusteischen Hauses und des Eintrittes
der Herrschaft der Flavier (69 n. Chr.) In ihr ist die hellenische Rich-
tung vorwiegend, theils ausschliesslich, theils so, dass sie dem eigenthüm-
lieh Römischen, ohne in dasselbe zur volleren Wirkung aufzugehen, ihr
Sondergepräge mit einer gewissen Feinheit aufdrückt.
Architektur.
Das Festhalten an der überlieferten hellenischen Architekturform, die
Reinigung derselben und ihrer Verhältnisse nach der Lehre, welche man
aus den Meisterwerken der früheren Zeit schöpfte, macht sich, wie bereits
angedeutet, vornehmlich an den, dieser Periode angehörigen Resten der
hellenischen Lande bemerklich.
Vorzüglich wichtig und bezeichnend sind in diesem Betracht die Reste
einiger Bauanlagen von Attika. Die Propyläen des äusseren Vorhofes
des grossen Demeter-Tempels zu Eleusis waren geradehin eine Kopie
des Mittelbaues der Propyläen der athenischen Akropolis, in allein Haupt-
sächlichen mit genauer Nachbildung des Originales, in nebensächlichen
Dingen und feineren Einzelheiten doch nicht frei von Abweichungen und
kleinen Missverständnissen der Form. Ihr Bau gehört aller Wahrschein-
lichkeit nach der Zeit um die Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. an.
Gegen das Ende des Jahrhunderts wurde das noch stehende, der
Athene Archcgetis geweihte Propyläum d'es neuen Marktes zu
Athen gebaut, eine dorische Halle, die in den leichteren Verhältnissen
allerdings von den dorischen Monumentcn des fünften Jahrhunderts, in
dem würdigeren Ernste der Formen aber ebenso von dem Hachen oder
rohen Dorismus des vierten bis zweiten Jahrhunderts unterschieden ist.
Ungefähr derselben Zeit gehören die kolossalen Säulen an, welche von
dem Tempel des olympischen Zeus zu Athen noch vorhanden sind;
sie sind korinthisch, in den Kapitälcn ebenso wie in den Gliederungen
von reiner und edler Bildung. In Asien gehört der Haupttempel zu-
Aphrodisias, von dessen glänzender ionischer Säulenumgebung der
grösste Theil noch aufrecht steht, in den Beginn der Kaiserzeit; ihr Styl
entspricht (z. B. in der Säulenbasis) dem der asiatischen Monumente der
vorigen Epoche. Sodann der Tempel des Augustus und der Roma zu
Ancyra, dessen Reste eine so reiche wie feine Behandlung der korin-
thischen Form bezeugen.
In Italien bieten die Reste von Pompeji (verwüstet 63 n.
zerstört 79 n. Ohr.) Beispiele späthellenischer Behandlungsweise und
C1112,
ihrer