Anhang.
Die spätetruskische Kunst.
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tiver Verwendung verbinden, aufs Neue zu nennen. Dorisehe Triglyphen-
friese unter ionischen Zahnschnittgesimsen sind dabei besonders bemerkens-
werth. Dieselben Details, in etwas strengerer Behandlung, erscheinen an
dem architektonisch"dekorirtenSarkophage des L. Cornelius Scipioe
Barbatus, im Vatikan, einer Arbeit aus der früheren Zeit des dritten
Jahrhunderts. Es ist eine Stylmischung, derjenigen verwandt, welche an
den späthellenischen Monumenten Siciliens beobachtet wurde. Aus
jüngerer Zeit, vermuthlich erst aus der des Augustus, rühren zwei Bogen-
thore zuPerugia her: der Areo di Augusto und die Porta Marzia
(von welcher letzteren aber nur der Bogen selbst mit seiner dekorativen
Umfassung, in die Mauer der Citadelle von Perugia eingesetzt, erhalten
ist). Beide sind oberwärts mit einer Dekoration von Pilasterwerk ver-
sehen, in einem gräcisirenden Geschmacke und zugleich in jener Selt-
samkeit der Anordnung, welche dem Wesen etruskiseher Dekoration
überall eigen zu sein pflegt. Bei der Porta Marzia bringt dies, in Ver-
bindung mit Reliefbildern, ein fast malerisches Formenspiel hervor. Bei
dem Arco di Augusto ist ein dorisirender Fries, mit kurzen ionischen
Pilastern statt der Triglyphen, von auffälliger Wirkung.
Bildn
Unter den Werken bildender Kunst sind es vornehmlich die geschnit-i
tenenSteine, die schon eine frühe Aneignung hellenischer Weise be-
kunden. Sie enthalten insgemein Darstellungen der hellenischen Mythe,
mit etruskischer Umwandlung der beigefügten Namen, theils in streng
archaiischem Style, wie namentlich in der berühmten Gemme der fünf
Helden vor Theben, im Berliner Museum, theils der völlig entwickelten
Kunst sich mehr und mehr annähernd, doch von der rein hellenischen
Gefühlsweise durch etwas Gewaltsames in der Fassung der Gestalten fast
durchgängig unterschieden.
Der Erzguss fand, wie bereits früher bemerkt, bei den Etruskern
die reichlichste Pflege. Eherne Standbilder erfüllten die etruskischen
Städte; das einzige Volsinii zählte deren an zweitausend, als es, im
J. 265 v. Chr. G., von den Römern erobert ward. Ein Paar eherne
Thierfiguren, eine "Wölfin im Oapitolinischen Museum zu Rom und eine
Chimära im Museum von Florenz, haben noch eine alterthiimliche Strenge
in der Behandlung, bei der Wölfin in einer steifen und rohen Weise, bei
der Chimära mit kräftiger Lebensäusserung verbunden. Die ehernen Sta-
tuen menschlicher Bildung; die auf unsre Zeit gekommen, charakterisiren
sich bestimmt als Zeitgenossen der später hellenischen Kunst. An ihnen
ist häufig ein sorgfältiges Eingehen auf den natürlichen Organismus, im
Einzelnen nach dem Sinne der Hellenen, do ch nur höchst selten die Ent-
faltlmg zu einem freieren, das Ganze harmonisch durchdringenden Leben
wahrzunehmen; es ist meist etwas Befangenes, Aengstliches in ihrer Ge-
sammtcrscheinung. In solcher Art piiegen zumal die kleineren Bronze-
statuetten, die in Etrurien vielfach vorkommen und an denen besonders
der Boden von Perugia ergiebig ist, gearbeitet zu sein. Von grösseren