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Die hellenische Kunst.
bekannt geworden. Ein abgesägtesÄStück eines solchen, einen Reiterzug
und Aehnliches darstellend, befindet sich im Museum von Neapel. Von
Wandmalerei
_1es Grabes zu
Paestum.
einem andern, ebenfalls zu Paestum gefunden, mit der Darstellung eines
Jünglings, der einen verwundeten Freund hinter sich auf dem Rosse führt,
einem Bilde edelsten hellenischen Lebens und tief pathetischer Auffassung,
ist wenigstens die Zeichnung erhalten. 1 _
In den Vasenmalereien der ersten Decennien des vierten Jahr-
hunderts setzt sich zunächst jene schlichte, liebenswürdig naive Darstel-
lungsweise fort, welche sich schon am Schlusse des fünften Jahrhunderts
ausgeprägt hatte. Dann entwickelt sich dieser Zweig des künstlerischen
Handwerkes zu einer glänzenderen Richtung, in Styl und Behandlung
den allgemeinen Charakter der Zeit widerspiegelnd. Die Gefässe selbst
werden häufig in ansehnlicher Dimension, in dekorativ reicher Form ge-
bildet und mit iigurenreichen Compositionen, umfassende mythische Scenen
oder solche darstellend, in welchen die Andeutung mystischer Gebräuche,
namentlich auf den Gräberdienst bezüglich, enthalten sind, bemalt. Die
Zeichnung ist frei, leicht, bewegt, oft mit höchst geistvollen und empfun-
denen Motiven; die vorherrschend weiche Linienführung und die Andeu-
tung reicheren (auch farbig ausgedrückten) Schmuckes bei der Gewandung
lässt insgemein die Einwirkung ionischer Schule erkennen. Doch macht
sich daneben, und schon von vornherein, das Streben nach äusserlich
glänzender Wirkung geltend; auch ist die Behandlung nicht selten schon
flüchtig und oberflächlich.
1 Abeken ,
Taf. X.
Mittelitalien
VOT
den
Zeiten
rönüsoher Herrschaft,
3461
423.