Dritte Periode.
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Xanthosf welches man als Denkmal des Harpagos bezeichnet und
Welches sich auf kriegerische Ereignisse der früheren Zeit des vierten
Jahrhunderts bezogen zu haben scheint. Es soll ein kleiner tempelartiger
Bau mit ionischen Säulen über einem hohen, von doppelten Bilderfriesen
umgebenen Unterbau gewesen sein. Zwischen den Säulen sollen Statuen,
namentlich weibliche, gestanden haben, deren Ueberreste die kühnste Be-
wegung edler Körper, die leichteste Genialität eines flatternd spielenden
Faltenwurfes, bei allerdings nicht gleichmässig vollendeter Ausführung
erkennen lassen. In den Friesen sind zwei Cyklen mit Schlachtdarstel-
lungen enthalten. Die Darstellungen des einen sind grösser, in, wie es
scheint, idealer Behandlung, und der Auffassung nach jenen Friessculp-
turen von Halikarnassos verwandt. Die Darstellungen des kleineren
Frieses führen die Begebenheiten der "Belagerung und Besiegung einer
Stadt vor. Auffassung und Behandlung sind hier sehr eigenthümlich; die
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Von den Reliefs des sog.
Ilarpagos-Denkmales.
Ereignisse werden streng historisch, mit bestimmter Angabe der nationel-
len Eigenthümlichkeiten, namentlich des Kostüms, vorgetragen; Städte-
Ansichten, mit dem Einblick in das Innere und mit Angabe der Besatzung,
fehlen nicht. Eine derartig historische Kunst entspricht der hellenischen
Weise sehr wenig; .sic erinnert, der Grundrichtung nach, auch in einzel-
nen der angewandten Motive, an die alte assyrische Darstellungsweise.
Die Ausführung ist in dem Figürlichen voll kräftigen Lebens, gleichwohl
bei dem Bedürfniss, die Massenwirkung des historischen Ereignisses zur,
Anschauung zu bringen, von einer gewissen Monotonie, auch nicht ganz
frei von einem in Etwas befangenen Wesen, welches die alterthümliche
Grundlage dieser Kunst verräth. Es mischt sich hier wiederum orienta-
lisches und hellenisches Element, eine Verwendung des letzteren für mehr
reale Zwecke vorbereitend, die später von bedeutenden Folgen sein sollte.
Die Sculpturen der lycischen Felsgräber enthalten zum grossen Theil
Scenen des Beisammenseins der Familie, namentlich auch Gastgelage,
in denen sich, bei nicht selten glücklichster Naivetät der Auffassung, eine
eigne Weichheit der Behandlung ankündigt. Treffliche Beispiele der Art
finden sich besonders an Gräbern von Myra und von Cadyandaß
Auch fehlt es hier nicht "an Zeugnissen völlig farbigen Anstriches dieser
1 E. Förster, Kunstblatt, 1845, Nr. 77. E. Gerhard u. E. Braun, arehäolog.
Zeitung, 1844, Nr. 22. Welcker in K. O. Müllers Handbuch der Archäologie,
dritte Auflage, S. 127. E. Falkner, Museum of dass. antiquities, 1851, p. 256,
Waagen, Treasures of art in Great Britain, I, p. 65. 2 Fellows, a. a. O. pl. 1,
5, 2a, 26, 29.