Dritte Periode.
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Der gerühmteste, thätigste und einflussreichste Meister der pelopon-
nesischen Schule war Lysippos aus Sikyon, dessen Blüthe in die zweite
Hälfte des Jahrhunderts, namentlich in die Regierungszeit Alexanders
d. Gr., fällt. Er war wiederum, wie die älteren Meister seiner Heimat, aus-
schliesslich Erzarbeiter und bewährte sich, wie diese, u. A. in den Statuen
olympischer Sieger. Auch ihm war es eine Hauptaufgabe, das rhyth-
mische Ebenmaass jugendlich reiner Körperbildungen darzustellen; aber
er nahm, mit eiitschiednerein Erfolge als Euphranor, die Verhältnisse
ö
leichter und schlanker, Haltung und klewegung elastischer. Es kam ihm,
der allgemeinen Zeitrichtung geniäss, vorzugsweise auf die Wirkung an;
er sa te dass seine Vor änver z. B.
{der Polykilet; die Menschen äebilrlef hät-
ten, wie sie seien, er, „wie sie zu
sein schienen". Zu seinen gepriesen-
fäü sten Arbeiten dieser Gattung gehört
.7. Ü 1, ein Apoxyomenos, ein Athlet, der
. l als sich mit dem Schabeisen reinigt; eine
"E; ' unlängst aufgefundene Statue, im va-
tikanischen Museum, gilt als eine
Nachbildung dieses Werkes und ge-
i i, währt eine vorzü lieh charakteristische
Anschauung der durch ihn eröffneten
Richtung. Seine Aufgaben gingen
aber erheblich über den engen Kreis
11,: athletischer Bildungen hinaus. Es
Ähi l wird eine Anzahl von Zeusstatuen
" .5, I. und von Heraklesstatuen, welche er
wg? gefertigt, angeführt; in den letzteren
ist; 1'; scheint er den Idealtypus des Herak-
les, der den Ausdruck ggrösster Mus-
kelkraft mit einer Gelenkbildung von
leichtester Beweglichkeit. iierbindet,
festgestellt zu haben. Einige dieser
{fß- i, Statuen waren in höchst koloss 1
35'532" M a em
Maassstabe ausgeführt. Dann war
fit, l es ftißälwl, Lysippos in Bildnissgestalten vonmehr
ÜLlulUTS-r; isr- s. 7
oder Weniger heroischer Art und Auf-
3 tizwr" fassung, ausgezeichnet; namentlich
Apoxyomciios nach Lysippos. lseifevläligdäiiäe
iu rl ,
waren hochgcfeiert. Auch lieferte er, in eben dieser Richtung, sehr um-
fassende Statuengruppen; so die beim ersten Angriffe in der Schlacht am
Graiiikos gefallene Reiterschaar, welche aus 25, oder, mitEinschluss von neun
Kriegern zu Fusse, aus 34 Bildnissstatuen bestanden haben soll; so die
nach 138113111 geweihte Gruppe einer Löwenjagd, in welcher Alexander
lebhafter Gefahr ausgesetzt gewesen war.
An Lysippos schloss sich eine namhafte Zahl von Schülern und Nach-
folgern an. Von seinem Bruder Lysistratos wird berichtet, dass er auf