144
hellenische Kunst.
Die
sehr leicht, in den Einzelheiten selbst der genügenden Kraft entbehrend.
Von höchster Schönheit aber der Innenbau der grossen Cella, mit Wand-
pfeilerxi, deren Bekrönung die glücklichste und eigenthümliehste Ausge-
staltung des ionischen Formenprincips für die Pfeilerform bekundet; auch
an entsprechenderßtelle mit korinthischen Halbsäulen, deren Kapitäil die
nicht minder glückliche Dnrchbildung dieser Form im reinsten l1elleni-
sehen Sinne enthält.
Ein hochgefeierter Bau, von dem uns eine leider nicht sehr klare
Kunde erhalten ist, war das Mausoleion, das Grabmal des Königs
Mausolos zu Halikarnassos, um dieMitte des vierten Jahrhunderts
begonnen. Es war ein von einer Säulenstellung umgebenes Gebäude,
über welchem sich Orientalisches mit Hellenischem verschmelzend
ein pyramidaler, mit einer Quadriga gekrönter Oberbau erhob. Als Ar-
ehitekten werden Satyros und Pytheos genannt. Bei dem heutigen
Budrun sind geringe, noch nicht genügend durchforschte Reste des Ge-
bäudes erhalten.
ulpäzur.
Unter den Bildhauern dieser Epoche ist zunächst Damophon von
Messene zu nennen, der im zweiten Viertel des Jahrhunderts, bei jener
NViedererrichtung des messenischen Staates, die Heiligthümer von Mes-
sene und Megalopolis mit Götterbildern versah. Die Arbeiten bestanden
theils aus Marmor, theils waren es Akrolithe, das Nackte aus Marmor,
die Gewandung aus wahrscheinlich vergoldeten: Holze. Die künstlerische
Thätigkeit des Meisters erscheint wie eine späte Nachfolge der durch
Phidias begründeten Richtung; zu glänzenderen chryseleiwhantinen Wer-
ken, über die nichts berichtet wird, mochten die Mittel schon nicht mehr
zureichend sein. Doch war Damophon auch in dieser Technik erfahren,
indem er den olympischen Zeus des Phidias, dessen Elfenbein aus den
Fugen gegangen war, dauerhaft herstellte. Ueber den eigenthümlichen
Werth seiner Arbeiten wird nichts gesagt.
Wesentlich anders erscheint die neue Bildhauersehule von Athen.
Auch sie hatte es vorzugsweise mit der Darstellung-von Götterwesen zu
thun, aber nicht mehr mit denen, welche als Urbilder des Seins in der
heiligen Stille des Tempels thronten: mit denen vielmehr, in welchen der
Drang mittheilenden Lebens, Neigung, Gewährung, Begeisterungsfülle zur
Erscheinung kommen sollte, mit den Gestalten des jugendlichen (Triebes,
der geschlechtlichen Wonne. Und wie diese Wesen aus dem G-eheimniss
des priesterlichen Heiligthums in das Leben hinaustraten, wie Chöre dä-
monischer Gestalten, untergeordnete Repräsentanten ihrer Machtfülle,
ihnen das Geleit gaben, so boten auch die letzteren nunmehr dem Künst-
ler Stoff zu vielfach abgestufter Darstellung. Dämmernde Stimmung,
Heiterkeit und Freude, glühender Rausch oder, wo feindliches Hemmniss
entgegen getreten war, Leidenschaft und Leiden gaben sich in den Ge-
stalten kund, deren reizvoll entwickelte Körperlichkeit, unbehindert in sich
und weich geschmeidig wie der Hauch des Gemüthes, solcher Aufgabe
völlig entgegen kam. Das Material der künstlerischen Arbeit war jetzt