Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Die hellenisehe Kunst. 
der Behandlung derartiger Werke die neueren, namentlich italienischen 
Wandmalereien des 13ten und 14ten Jahrhunderts n. Chr. im Allgemei- 
nen als maassgebend erscheinen. In der Zeichnung an sich ist dagegen 
die höchste künstlerische Bedeutung und eine feine Durchbildung voraus- 
zusetzen. Polygnot wird ausdrücklich als Maler des Ethos, der hohen 
Stille des Gemüthes, bezeichnet; insbesondere wird die Anmuth seiner 
Frauengestalten, die Grazie der Gesichtsbildung, der leichte Faltenwurf 
reichbewegter Gewandungen neben dem Farbenglanz der letzteren in sei- 
nen Gemälden gepriesen. 
Zeitgenossen des Polygnot, die zum Theil in denselben Lokalitäten 
wie er gemalt hatten, waren Onatas von Aegina (der Bildhauer, der 
als der letzte Meister der altäginetischen Schule schon früher, S. 109, ge- 
nannt ist), Mikon von Athen und Panänos, der Bruder des Phidias. 
Dionysios von Kolophon suchte den Polygnot nachzuahmen, ohne doch 
seine Grossartigkeit zu erreichen. 
WVeitere Fortschritte in der Malerei knüpfen sich an die Namen 
zweier andrer Maler von Athen. Der eine ist Agatharchos, in der 
zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts, der als Dekorationsmaler, für 
die Bühne des athenischen Theaters und für den Luxus des Privatlebens, 
thätig war. Ausbildung der Perspective für die Zwecke der künstlerischen 
Wirkung scheint das Bedingniss und der Erfolg solcher Thätigkeit. 4 
Der andre, der- Zeit gegen den Schluss des Jahrhunderts angehörig, ist 
Apollodoros, der "Schattenmaler", der zuerst die Wirkungen der Be- 
leuchtung,  Licht, Schatten, WViderschein, samint den hiedurch beding- 
ten Stimmungen der Parben, beobachtet und in die Kunst eingeführt 
haben soll. Hiemit war der Malerei das Feld selbständiger Kraft berei- 
tet. Gleichzeitig mit ihm begann ein ähnliches Streben in der ionischen 
Malerschule, deren "Entwickelung der folgenden Periode angehört.  
Als Beispiele für die Malerei dieser Epoche können wiederum nur 
die handwerklichen Zeichnungen der hieher gehörigen Vasenmalereien 
aufgeführt werden. Diese unterscheiden sich von den älteren in Form 
und Gehalt durch eine grössere Milde und Heiterkeit. Die Darstellungen 
sind roth (die Thonfarbe des Gefässes) auf schwarzem (aufgemaltem) 
Grunde; die Gegenstände sind der Heroenmythe entnommen oder enthal- 
ten mannigfache Scenen des Lebens, namentlich der athletischen Vor- 
übung. Die Zeichnung ist zumeist sehr sauber, der Styl, dem längeren 
Verweilen des Handwerkes an der überlieferten Form entsprechend, mehr 
oder weniger archaisch, zum Theil noch von entschiedener Strenge. 
Gegen den Schluss der Epoche löst sich jedoch die Gebundenheit dieses 
Styles und es tritt auch hier jener freie naive Adel ein, der überall das. 
Wesen der hellenischen Kunst dieser Zeit bezeichnet. 
	        
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