Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Die hel 
Ausbildung. 
lenische Kunst in selbständiger 
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dere Ansprüche auf festgercgelte staatliche und bürgerliche Verhältnisse 
VOllZiehen durfte, bekundet. Mit dem Eintritte der letztern  der Zeit 
um den Ausgang des siebenten Jahrhunderts v. Chr.  hatte das Epos 
seinen Kreislauf beendet; das Bedürfniss einer bestimmteren Vergegen- 
wärtigung der Erzeugnisse der Phantasie,-durch die Künste des Raumes, 
trat jetzt an seine Stelle. Andre Umstände,  die gedankenhafte Samm- 
lung dieses Zeitalters der „sieben Weisen", die Anschauung edelster 
körperlicher Durchbildung in den gymnastischen und athletisehen Spielen, 
der Reichthum glänzender Handelsstädte, die Macht, die sich in den 
Händen von Alleinherrschern an der Spitze einzelner Staaten vereinigte, 
brachten der selbständig künstlerischen Entwickelung, Welche nunmehr 
mit raschen Schritten erfolgte, mannigfach neue und wesentliche Fördernisse. 
Was _vor dieser Epoche liegt, ist eine Zeit der Vorbereitung, sowohl 
in Betreff des eigenthümlichen inneren Gehaltes, als der künstlerischen 
Mittel, durch welche derselbe sich darstellen sollte. Namentlich das sie- 
bente Jahrhundert darf als die Epoche der Giährung betrachtet werden, 
innerhalb welcher die verschiedenartigen Elemente herangezogen und ver- 
arbeitet, die Versuche zur Gewinnung eigenthiimlicher Formen angestellt 
wurden. Mit dem Anfange des sechsten Jahrhunderts erscheint die Rich- 
tung der hellenischen Kunst und das Bewusstsein über dieselbe begründet. 
In der That beginnen erst mit dieser Zeit die Nachrichten grosser bau- 
lioher Unternehmungen, welche die Bewunderung der Zeitgenossen erweck- 
ten, die Namen der Künstler, die in- bestimmt persönlichem Charakter 
aus dem bis dahin handwerklichen Getriebe hervorragen. 
Die 
hellenisc-he 
Kunst 
in 
selbständiger 
Ausbildung. 
Gesammtcharakter. 
Ein starker Grundzug, ein inniges Wechselverhältniss geht fortan 
durch die gesammte hellenische Kunst. Der Tempel, das Haus des men- 
schengleich gebildeten Gottes, ist ihr Ausgangspunkt. Er ist für das 
Werk bildender Kunst da, das letztere für ihn. Seine Vorhalle nimmt 
das geweihete Schmuckstück auf; er selbst wird zum unmittelbaren Träger 
der Weihebilder. Das Gerüst von Säulen und Architrav giebt seinem 
Aeusseren diese Eigenschaft des Bilderträgers. Ueber dem Architrav, 
durch besondre Entwickelung des constructionellen Systems oder in freier 
Behandllmg, gestaltet sich ein eigenthümliches Bauglied, der Fries, als 
der für die Aufnahme der Bilder zunächst bestimmte Raum; darüber (wie 
allerdings schon bei den Etruskern, aber in ungleich mehr abgewogeflem 
gegenseitigem Verhältniss) das Feld des Giebels. Keine der Bellwßlsell 
des Alterthums hat eine so klare Scheidung zwischen Architektur und 
Bilderschmuck und zugleich eine so innige Bedingung deS Einen durch 
das Andre. Dieser Wechselbezug musste in entscheidender Weise dazu 
beitragen, die Architektur an der Flüssigkeit des eigentlich organischen 
Lebens, die bildende Kunst an der festen Beschlossenheit jener Theil 
nehmen zu lassen. Das höher entfaltete künstlerische Streben bekundet
	        
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