Vorbereitende Epoche.
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That als ein sehr bemerkenswerthes Vorbild für die Ausprägung hellenisch
dorischer Architektur erseheintß Auch für die bildende Kunst fehlt es
nicht an entsprechenden Andeutungen, indem z. B. von zwei Künstlern
des sechsten Jahrhunderts, Theodoros und Telekles, berichtet wird,
dass sie ein Holzbild, das des pythisehen. Apollon zu Samos, nach ägyp-
tischem Kanon gefertigt hatten (in zwei Halften, Jeder die seinige an
einem andern Orte, die aber, der strengen Gesetzlichkeit des ägyptischen
Styles gemäss, vollkommen auf einander gepasst hätten).2 Und wenn
von alten Bildwerken ägyptischen Styles gesprochen wird, welche in grie-
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die Epoche dieses Einfliisses kommt ilrornehmlich das siebente Jahrhundert
in Betracht, das Zeitalter des ersten Psammetich, unter welchem Aegypten
sich zu neuer Blüthe erhob, die ägyptische Kunst sich den schönen
Mustern ihrer früheren Vorzeit mit gliicklichstem Erfolge anschloss und
das Iiand sich zum ersten Mal dem freien Verkehr mit der Fremde, na-
mentlich auch mit den Griechen, öffnete.
Pyramide von Kenchrea.
Die Einwirkung der ägyptischen Kunst auf die hellenische muss als
eine sehr wesentliche bezeichnet werden. Sie gab ein Förderniss für
innere Gesetzlichkeit der Formation im Allgemeinen, für Straifheit und
bkeusche Strenge der Bildung, für das Streben nach geläuterter Idealität,"
in wie conventioneller Weise sich die letztere immerhin bei den Aegyptern
selbst noch geäussert hatte. Der baulichen Anschauung musste sich das
Gefühl machtvoller Würde einprägen. Der Holzsäulenbau der dorischen
Architektur nahm unmittelbar jene Formen (die sogenannt protodorischen)
1 Vrgl. oben S. 33, f., S. 37. Die nähere Ausführung dieser Beziehungen in
meiner Geschichte der Baukunst. 2 Diodor, I, 98. (Das Zeugniss ist verhält-
niSSmässig jung, doch jedenfalls nicht unbedingt verwerflich. Die getheilte Arbeit
an der Apollostatue ist hier das minder Erhebliche.) 3 So bei dem Herakles-
bilde zu Erythrä in Ionien (Pausen. VII, 5, 3), dessen ägyptische Bildung der ägi-
netischen und altattisehen, aber doch wie die eines Werkes von verwandter Kunst-
stufe, entgegengesetzt wird. (A. Schöll, Archäologische Mittheilungen aus Griechen-
land, I, S. 34, nimmt zwar, mit wörtlicl1stei' Ausdeuhing des Textes, an, es Sei
hier überhaupt von keinem Bilde des Herakles in menschlicher Gestalt, sondern
nur von dem Holziloss, auf welchem der Gott an das Land gekommen, die Rede-
Dann hätte Pausanias aber nicht den Gegensatz gegen äginetische oder altattische
Werke, sondern nur den gegen iigürliche Bildwerke überhaupt nöthig gehabt.)