Vorwort.
das wird indess den geneigten Leser wenig kümmern, er wird vielmehr nur nach
den Gründen fragen, die mich zum Nachgeben veranlasst. Es sind die folgen-
den. Wenn wir auch noch viel, recht sehr viel in unsrer Wissenschaft zu thun
haben, so liegt denn doch bereits eine so grosse Masse von Einzelheiten vor, dass
für diese so viel Ordnung, als eben möglich ist, geschafft werden muss. Die
allgemeine historische Wissenschaft (in deren Dienst wir jenes Reich zu erobern
streben) stellt uns doch allmählig die sehr ernsthafte Frage, was eigentlich wir
in diesen Jahren geschafft haben und welcher Gewinn ihr aus unsern Bemühun-
gen erwachsen ist. Dann sind mancherlei Freunde da, die, zum eigenen Genuss,
gern eine bequeme Anschauung von unserm Thun und Treiben haben möchten,
und Jünger, die zu helfen gesonnen sind und denen wir die Wege zeigen sollen.
Und nicht minder scheint es mir für uns selbst ein dringendes Erfordcrniss;
wenn wir stets nur auf das Einzelne, das Nahliegende blicken, möchten wir
leicht Gefahr laufen, den Sinn für die Ferne und Weite, die das Ganze um-
schliesst, abzustumpfen; wir möchten vergessen, dass das Einzelne seine vor-
nehmste Bedeutung eben nur als ein Glied des Ganzen hat. Wir müssen somit
Nähe und Ferne stets auf gleichmässige Weise im Auge behalten, wenn wir
erfolgreich vorwärts schreiten wollen, wie das Blut zum Herzen einfliessen und
vom Herzen ausliiessen muss, wenn das Leben sich gedeihlich entwickeln soll.
Ich gebe somit einstweilen ein Ganzes, wie die Mittel, welche mir zu Ge-
bote standen, sich eben zum Ganzen vereinigen wollten. Was ich selbst cr-
forscht, habe ich nach besten Kräften mit dem zu verschmelzen gesucht, was
durch Andere geleistet worden ist. Die wichtigsten Quellen (die insgemein zu-
gleich die besten Hülfsmittel zur weiteren Untersuchung der einzelnen Punkte
darbieten) habe ich genannt, ohne jedoch für jedes fremde Wort die Autorität
besonders anzuführen; das Buch würde dadurch unnöthig angewachsen sein; oft
wäre es auch unmöglich gewesen, da ich es keineswegs von jedem einzelnen
Gedanken mehr sagen kann, ob er mir oder einem Andern angehöre, und da
ich auf manche interessante Forschung gewiss nur durch diesen oder jenen
äusseren Anlass geführt worden bin. Ich maasse mir übrigens, wie aus dem
Obigen wohl zur Genüge hervorgehen wird, nicht an, dass mein Buch für die
Wissenschaft einen bleibenden Werth haben werde; ich habe eben nur ihren
gegenwärtigen Betrieb , so gut es der heutige Zustand erlaubt, zu fördern
gestrebt
Wie weit mir meine Aufgabe gelungen, das überlasse ich gern dem Ermes-
sen derer, welche zum Urtheil berufen sind; mein Buch, die Fassung und An-
ordnung desselben, der Ideengang, der sich darin ausspricht, die Art und Weise
der Hindeutungen auf das Einzelne, Alles dies muss für sich selbst sprechen.
Findet man das Buch brauchbar, so wird man demselben vielleicht auch die wei-
teren Mittheilungen im Gebiete der Kunstgeschichte, die von den bevorstehenden
Jahren zu erwarten sind, einarbeiten können
Berlin,
October
1841.