Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Das Pelasgerthmn. 
Gefässen, welche aus schwarzer Erde gebildet sind und sich in den älteren 
Gräbern häufig vorfinden. Sie sind zum Theil von klarer, zum Theil 
von phantastisch barocker Form und püegen kleine, mit Stempeln auf- 
gepresste Reliefdarstellungen zu enthalten, deren Styl ungefähr auf den 
eben bezeichneten zurückzuführen ist. Hier kommen nicht selten geflü- 
gelte, auch andre phantastische Gestalten vor, welche mehr oder weniger 
bestimmt an altasiatische Vorbilder erinnern. Ebenso werden derartige 
Gestalten als selbständige Dekorationsstücke, z. B. als Gefässfüsse, gern 
verwandt.  
Zu bemerken ist ferner, dass, einigen Resten zufolge, 1 eine Erzhe- 
kleidung des Inneren der Gräber (wie in dem Schatzhause des Atreus zu 
Mykenä) in der etruskischen Frühzeit nicht ungewöhnlich gewesen zu sein 
scheint, auch hiemit denselben Culturzusammenhang mit dem Orient be- 
zeichnend;  während einzelnes Geräth, das sich in den älteren Gräbern 
vorgefunden, ein ägyptisches, andres ein ägyptisirendes Gepräge trägt. 
Die Schriftsteller des Alterthums rühmen die Etrusker vornehmlich 
in Arbeiten des gebrannten Thons und des hieran sich ansehliessenden 
Erzgusses. Die Fülle der bildnerischen Zierden, mit welchen man die 
Tempel versah, bestanden wesentlich aus gebranntem Thon. Namentlich 
war auch der kapitolinisehe Tempel in solcher Art ausgestattet. Üeber 
seinem Giebel erhob sich, als mächtige Zierde, ein zu Veji gearbeitetcs 
Viergespann von Thon; von demselben Materiale war das gefeierte Bild 
des Gottes in der Tempelcella (dessen Antlitz an hohen Festtagen roth 
angestrichen ward), ein Werk des Turianus aus Fregellä. Das Erz ward 
für statuarisehe und für die mannigfachsten dekorativen Werke verwandt; 
die letzteren fanden in der alten Welt die lebhafteste Verbreitung. 
Von der Epoche ab, da die jüngere hellenisehe Kunst sich in selb- 
ständiger Ausbildung geltend zu machen begann, wurde auch-deren Dar- 
stellungsweise nach Etrurien hinübergetragen. Einer der wesentlichsten 
Gründe zur Aneignung derselben dürfte zunächst in ihren Gegenständen 
zu suchen sein,-in dem poetischen Gehalte der Darstellungen, welche aus 
der Fülle der hellenischen Nationalmythen genommen waren. Die Etrus- 
ker waren durch den düsteren Ernst ihrer religiösen Richtung dem dich- 
terischen Geiste des Griechenthums entfremdet worden; gleichwohl hatten 
sie, in dem Triebe alter Stammesverwandtschaft, ein stetes Bedürfniss 
danach, dessen Befriedigung ihnen nun die Kunst gewähren musste. So 
finden Wir, dass schon in verhältnissmässig früher Zeit, in welcher dOr 
althellenische Styl- noch keine erheblich höhere Stufe einnahm als der 
etruskische, jener mit diesem sich mischt, wie z. B. in dem, unter dem 
Namen der volskischen Reliefs bekannten Terracottafriese, welcher zu 
Velletri gefunden wurde und im Museum von Neapel aufbewahrt wird. 
Er enthält die Darstellungen eines Wagenrennens und giebt, bei aller- 
dings nur roher Arbeit, eins der Hauptbeispiele derjenigen in Thon ge- 
brannten Bildwerke, welche für architektonische Verwendung gefertigt 
wurden. Auch bei manchen in Metall getriebenen Darstellungen ist ein 
ähnliches Stylverhältniss wahrzunehmen. 
1 Abekella 
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