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Erstes Buch.
Fünftes Kapitel.
Aegyptische Baukunst.
einnimmt. Der Kern derselben ist der steinerne D eckenbau, der hier
zum ersten Male in grossartiger, consequenter Anlage uns entgegen tritt,
rückwirkend auf die enge Stellung kräftiger Säulen und den dadurch he-
dingten künstlerischen Eindruck der inneren Räume, verbunden mit einem
System von stützenden, umschliessenden und gegenstrebenden Gliedern,
deren Gestalt nicht allein eine ihrer Function entsprechende Bildung, son-
dern auch d'en bisweilen glücklichen Versuch, ihre Wesenheit im ornamen-
talen Gewande auszusprechen, aufweist.
S0 stossen wir zwar überall in der ägyptischen Architektur auf Gegen-
sätze, die sich rßcht nach innerer Nothwendigkeit lösen, sondern nach den
"Regeln äusserer kluger Berechnung gegen einander nach Möglichkeit; aus-
geglichen sind. Dennoch rcisst die Massenhaftigkeit, (las gewaltig Gedie-
gene der ganzen Bauart, im Verein mit der bestechenden Pracht bildneri-
sehen Schmuckesguns zurßcwunderung hin, die sich nicht verhehlen kann,
dass hier Grosses , Bedentszunes erstrebt sei, wenngleich die Schönheit
dieses Styles so einseitig beschränkt ist, wie der schroffe Charakter jenes
Volkes.