Fünftes Kapitel.
Aegyptische Baukunst.
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YOII Thutmcs III. und seiner Schwester erbaut. Ucbcrall sind die WVünde
mit Sculpturen in kostbaren Steinarten, Granit und Porphyr, geschmückt,
welche theils religiöse Ocrcmonien, theils königliche Grossthaten, Schlachten
und Siege, Bestrafung von Gefangenen, theils auch Scenen des häuslichen
Lebens darstellen.
Etwas jünger, und offenbar mit Beziehung auf jenen Bau, war der Tempel von
südwestlich von ihm gelegene Tempel von Luksor errichtet. Er ist niim- Lllkscn
lich nicht mit seinem Eingange dem Nil zugekehrt, sondern zog sich mit
Seiner Längcnaxe dem Ufer des Stromes entlang. Mit dem Tempel von
Karnak war er durch eine Allee von ungeheueren Sphinxen verbunden,
deren etwa 600 die über (5000 Fuss lange Entfernung in gemessenen Ab-
standen ausfüllten. Mehrere Pyloncnthore von prachtvoller Anlage unter-
brachen diesen kostbaren Processionsiveg, der auf einen Seitenpylon des
Tempels von Karnak mündete.
Den Denkmälern von Karnak fügte Ramses III. noch zwei Heilig- Tclnpcldcs
thümer hinzu; das eine derselben schloss sich dem grossen Haupttempel Lmmsl"
an, jedoch so, dass es, die südlicheSeitenmaucrdes grossen Vorhofes
durchbrach cnd, seine Lüngenrichtung in die Queraxe des Hauptbaues nimmt.
Das andere, dem Chensu (Khons) gewidmet und erst. von den Nachfolgern
des Ramses vollendet, ist unter Fig. 30 im Grundriss und Durchschnitt
dargestellt; eine Ansicht des Hofes gibt Fig. 29.
Auch das westliche Ufer des Stromes ist hier mit Trümmern kolossaler Andre Denk-
Gebäude übersäet. Namentlich ziehen die Reste der ungeheuer-an, in den "m"
Fels gehauenen Königsgräber, der Hypo gäcn, die Aufmerksamkeit auf
sich. Ueberhaupt scheint auf diesem Ufer die Todtenstadt gelegen zu haben.
Die bedeutendsten Gräber finden sich in einem Felsthale , welches Biban Bibauel
el Moluk (die Pforten der Könige) genannt wird. Ein einziger Zugang führt Momk-
in diese voni steil aufsteigenden Felswänden umschlossene Schlucht, in
welcher die senkrecht einfallenden Sonnenstrahlen eine glühende Hitze
erzeugen. Eine Menge von Oeffnungen sind in den Felsen gemeisselt,
welche mit langen Corridoren und Gemächern in Verbindung stehen. Jedes
Grab bildet eine geschlossene, in das Gebirg hincingearbeitete Anlage, die
in einem prachtvollen Pfcilersaale den Sarkophag des Königs birgt. Dieser
besteht aus mehreren schachtelartig einen alabasternen Kern umgebenden
Granithüllen. Alle XVandfiächen sind mit Reliefs bedeckt, die 7 in bunten
Farben von dem goldgelben Grunde Sich abhebehd, diesem Gemache den
Namen des ngoldenen Saalesu gegeben hßbefl- In einem anderen Gebäude Osymandeion,
hat man sodann das von Diodor beschriebene Grabmal des Osymandyas zu
erkennen geglaubt. Inschriften und Bildwerke scheinen es jedoch als einen
von Ramses dem Grossen erbauten Palast zu bezeichnen. Bemerkenswerth
ist, dass einige weitgedehnte, Von Ziegelsteinen aufgeführte Hallen tonnen-
gcwölbförmig bedeckt sind. Ferner findet sich ein nicht minder bedeutender Medina-
Bau bei Medinet-Habu, der in seiner Gesammtanlage den schon be- Hab"-
trachteten Tempelpalästen ähnlich ist.
Unweit von Medinet-Habu, am Rande eines Akazienwäldchens, liegen Fekfder
ungeheuere 'l'rümmer VOR Granit, Porphyr, Marmor und Sandstein, die K010i"
einem Gebäude von mächtigen Dimensionen angehört haben müssen. Gleich
daneben erheben sich die Reste Von siebzehn Riesenstatuen, von Welchen
der Ort das nFeld der Kolossea heisst. Nur zwei von ihnen, der Zerstörung