Fünftes Kapitel.
Aegyptische Baukunst.
Gruudforln des ägyptischen 'l'empels.
Die wichtigsten Denkmäler des neuen Reiches sind jene grossräumigen
Bauwerke, in welchen man die Tempel der alten Aegypter erkannt hat,
Auf einer mächtigen Terrasse von Ziegelsteinen, die ihn über das flache
Ufer des Stromes erhebt, mit der Vorderseite diesem zugewandt, stellt sich
der ägyptische Tempel dar. Hohe, schräg ansteigende Umfassungsmauern
scheiden ihn streng von der Aussenwelt ab. Keine Oeffnungen durchbrechen
die eintönige Fläche, und selbst die Thore haben mehr einen abwehrenden
als einladenden Charakter. Der lüingang besteht nämlich aus einer schma-
len, hohen Oeffnuhg, die von einem etwas vorgeschobenen Port-albau ein-
gerahmt wird. Zu beiden Seiten erhebt sich auf rechtwinkliger Grundlage
Zw_eck der
Gebäude.
Anlage.
ein schräg ansteigender, thurmartiger Bau, der sogenannte Py1nn_ Auch
dieser bietet dem Auge keinerlei Gliederung. Die horizgntalen Bänder, die
ihn umziehen, dienen nur den farbigen Bildwcrken, welche alle Flächen
bedecken, Zllm AbSChIlJ-SS; die Scblitzartigen Vertiefungen neben dem Ein-
gange waren bES-timnlt, Mßstbiiume mit wehenden Wimpeln als festlichen
Schmuck aufzunehmen. Von einem Sockel, der das Gebäude vom Boden
trennte , ist nicht die Rede; die pyramidale Masse scheint sich mit ganzer
YVucht unlöslich in die Erde hineinzugraben. Die Ecken dagegen werden
durch einen verzierten Rnndstab eingefasst, und den oberen Abschluss der
Pylonen, wie aller übrigen Ausseniiächen, bildet unter einer Platte eine
hochsteigende Hohlkehle, die mit ihrer kräftigen Schattenwirkung dem
Massencharakter des Ganzen wohl entspricht.
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