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Erstes Buch.
Die Spliinx.
Andre YVerke.
Innere war durch eine solche Granitplatte verdeckt. Um diese Bekleidung
anbringen zu können, wurde das Werk in Absätzen aufgeführt und dann
mit der Vollendung von oben nach unten fortgeschritten. Man findet sogar
unfertige Pyramiden , die noch jetzt die terrassenartige Gestalt der ersten
Anlage zeigen. Auch sonst ist man neuerdings durch gründliche Unter-
suchungen zu überraschenden Aufsehlüssen über die Art der Entstehung
dieser Baukolosse gelangt. Danach bergen die grössten unter ihnen im
Innern den Kern einer viel kleineren Pyramide, mit der man zuerst den
Bau abschloss. Sodann legte man einen Mantel um dieselbe und fügte in
einer noch späteren Bauepoche gar einen zweiten hinzu, wodurch endlich
die Pyramiden zu ihrer etzigen Ungeheuerlichkeit anwuchsen.
In der Nähe der Gruppe von Ghizeh erhebt sich aus dem Wüstensande
eim Sculpturwerk , das an Kolossalität in seiner Art jenen riesigen Monu-
menten würdig zur Seite steht. Es ist die berühmte Sphinx, die hier als
gigantische Wächterin des Gräberfeldes lagert. Ihre Körper-lange beträgt
89 Fuss, die Höhe, so weit sie noch jetzt aus dem
Fig-illl- Flugsande aufragt, erreicht 42 und lässt eine Ge-
ix sammthöhe von über 70 Fuss vermuthen. Sieist mit
.i'l bewundernswürdiger Kühnheit und Sicherheit aus
i; einem einzigen Felshügel gemeisselt und hält zwi-
i, sehen den Vordcrtatzen einen kleinen Tempel. Eine
l Inschrift bezeichnet den Koloss als vI-Iorus im Hori-
zontec, und eine andere an der Hinterwand des Tem-
i. pelchens ergibt den Namen Thutines IV. Demnach
l; würde dies Werk in die ersten Zeiten nach Vertrei-
jiä bung der Hyksos, in die Glanzepoche ägyptischer
1! Entwicklung, fallen.
lj Den Pyramiden stehen an Alter zunächst die
1 Felsengräber von B e ni H a s s an in Mittel-Aegyp-
ten, eine Reihe mächtiger Aushöhlungen, welche
Grabkammern enthalten. Sie öffnen sich nach aussen
mit einer Halle, deren Stützen eine sonst in Aegypten
sehr seltene Gestalt haben. Von achteckiger Grund-
form und mit einer einfachen Platte überdeckt, schei-
nen sie einen Uebergang vom Pfeiler zur Säule zu
l bilden. Eine andere hier vorkommende Säulenform
ist seehzehnkantig mit ausgetieften Rinnen nach Art
des dorischen Säulensehaftes (Ihg. 26). Man hat sie
deshalb wohl die pro todorisehe (vordorische) ge-
Säule von Beni-Hassan. nannt. Nur die eine, dem Mittelgange zugekehrte
Seite ist gerade, da sie die Flache für die Hiero-
glyphenschrift bietet. Daneben findet sich auch die Pfianzensaule, die später
zu besprechen ist. Ausserdem scheint nur noch die ursprüngliche Anlage
des Labyrinths, welches gleich dem ausgegrabenen Mörissee ein
Werk König Amenemha II. ist, der Epoche des alten Reiches anzugehören.