Donklnläiler des alten Reiches.
Als die Hyksos eindrangen und auf den Trümmern der alten Pharao- Pyramiden
Den-Dynastie ihre Macht begründeten, scheinen nur wenige Denkmäler der w" Blempl";
Zcrstörungswuth der fremden Eroberer Trotz geboten zu haben. Unter ihnen
sind die bedeutendsten und ältesten die Pyramiden von Memphisi").
An der Grenze des lachenden, fruchtbaren Nilthales und der ödenSand-
wüste erheben sich diese ungeheuren Bauten gleich künstlichen Bergen,
und fiössen durch ihr Alter, ihre räthselhafte Entstehung, ihre einfache
Kolossalitat seltsames, mit Scheu gemischtes Staunen ein. Ihr streng in
sich abgeschlossener, Fremdes abweisender, nur auf den eigenen Gipfel-
punkt sich beziehender Charakter macht sie zu architektonischen Vertretern
des eben so schroff in sich selbst gekehrten Wesens jenes Volkes. Die
Pyramiden liegen in einer Ausdehnung von ungefähr acht Meilen in Gruppen
zerstreut, welche nach den benachbarten Dörfern Ghizeh, Daischur, Meidun,
Saccara benannt werden. Ihre Zahl beläuft sich auf ungefähr vierzig, und
ihre Grösse variirt in vielen Abstufungen. Die grössten, welche der Gruppe
von Ghizeh angehören und von den Königen Cheops (Chufu) und Chefren
den Namen führen, haben eine quadratische Grundüäehe von über oder
nahe an 700 , eine Höhe von fast 450 Fuss. In diesen Verhältnissen liegt
es schon angedeutet, dass der Winkel, in welchem die vier Seiten oben
zusammentreffen, ein sehr stumpfer, das
Fis- Ansteigen der Pyramide ein allmähliches
ist. Diese gewaltigen Bauten sind in
eompacter Masse aus grossen, bis zu
20 Fuss langen Bruchsteinen, zum Theil
auch aus Ziegeln aufgeführt und genau
nach den Himmelsgegenden gerichtet.
Das Volumen der einen Pyramide hat
man auf mehr als 74 Millionen Kubik-
fuss berechnet. Nur einige schmale
Gänse führen in den Kern derselben zu
Pymmidmmlrdlschnüt einer kleinen Grabkammer , welche den
Sarkolwhag des königlichen Erbauers
birgt. Somit sind diese Pyramiden unstreitig die riesigsten Grabdenkmaler
der Vvelß, von einem ganzen Volke von Selaven errichtet, um dem Ruhm-
gelüst eines einzigen Despoten zu fröhnen. Dieser egoistische Zweck
spricht sich auch in der starr abgeschlossenen, für die bauliche Entwicklung
durchaus unfruchtbaren Form aus. Sind die Pyramiden daher immerhin
ein Beweis für ein schon lange begründetes, fest gewurzeltcs Cultursystem,
S0 zeugen sie doch zugleich von einer grossen Urthümlichkeit des Kunst-
gefühls , das mehr im Aufthürmen von kolossalen, organischer Gliederung
unfähigen Massen, als im Schaffen eines lebendigen architektonischen Or-
ganismus seinen Ausdruck fand. Zwar waren die Pyramiden mit glänzenden
Granitplatten bekleidet, allein dass dieselben erheblichen Sculpturschmuck
gehabt hätten, steht im Allgemeinen zu bezweifeln. Auch der Eingang in's
Ü The pymmids of Gizeh bjCvl. Fownrrl Vyse. 3 Vols. Longlon 1839. C. E. LPP-gium
mriler aus Aegypten und Aethiopuzn. Abth. I. Description de PEgypte. Antiquitäs. V01. V.
Lü b ke, Geschichte d. Architektur. 4
Denk-