Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

Erstes Buch. 
Ruinen von 
Persepolis. 
Die Hauptreste persischer Architektur liegen in der Nähe dieser 
Gräber. Der Volksmund gibt ihnen den Namen Tschihil-Minar, die 
vierzig Säulen; es sind die Trümmer des berühmten Königspalastes von 
Persepolis , eines Werkes, das noch jetzt in seiner Zerstörung die Spuren 
der grossartigsten Pracht zur Schau trägt. In majestätischer Einsamkeit 
erheben sich die schlanken glänzendweissen Marmorsäulen auf der weiten 
Ebene von Merdasht am Fusse des kahlen Bergrückens, der die öde Fläche 
begrenzt. Es ist eine mächtige Terrassenanlage. Sie führt zu einem künst- 
lichen Plateau von gewaltiger Ausdehnungtwelches mit zahllosen Trüm- 
mern, Mauerresten und Säulenschäften bedeckt ist. Auf einer prachtvollen, 
in zwei Absätzen mit über hundert Stufen hinaufführenden Doppeltreppe 
(siehe Fig. 18 bei 1) steigt man von der Ebene empor. Die Treppen sind 
so breit, dass zehn Reiter bequem neben einander hinaufreiten könnten, 
und die Stufen so niedrig  höchstens 4 Zoll hoch  dass die Reisenden 
gewöhnlich in der That hinaufreiten. Das Material ist_ ein schöner weisser 
Die Palasttrümmer von Persepolis (Ansicht). 
Marmor, der in so riesigen Blöcken gebrochen ist, dass manchmal IOEI 5 
Stufen aus einem Stück gehauen sind. Man fühlt den langsamen Festschritt, 
mit dem einst feierliche Züge hier hinaufgewallt sein mögen. Auf der näch- 
sten Platform angelangt, kommt man zu einer dreifachen Eingangshalle a, 
die aus Mauerpfeilern und schlanken Säulen besteht. An den Pfeilern be- 
grüssen uns in gewaltiger Bilderschrift des Palastes Hüter: an dem vorderen 
Paare zwei kolossale Stiere, ähnlich denen zu Nimrud; an dem inneren 
zwei geflügelte, 19 Fuss hohe Stiere mit Menschenköpfen. Schreiten wir 
auf dem mit polirten Marmortafeln-von ungeheurer Grösse bedeckten Plateau 
weiter vor und wenden uns mit dem feierlichen Umzug der alten Processio- 
nen zur Rechten, so wird der Blick durch die Säulenstämme der obersten 
'l'errasse Z2, durch die zweifach doppelten, mächtigen Treppen, die zu beiden 
Seiten hinaufführen  durch die reichen Sculpturwerke, mit denen die 
vorderen Treppenwangen ganz bedeckt sind, auf's Grossartigste überrascht. 
Es sind die Darstellungen feierlicher Aufzüge des in langen Reihen einher-
	        
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