Drittes Kapitel.
Persische Baukunst.
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zweifelhaft als Grabmal des Cyrus anzusehenf), beim Volke als Grab
der Mutter Salomons gilt. In sieben kolos-
salen Stufen steigt terrassenartig ein mächtiger viereckiger Unterbau auf,
dessen unterste Platte 43 Fuss Länge bei 37 Fuss Breite misst. Den Gipfel
krönt ein oblonges Gebäude, Ql Fuss lang und 161]? Fuss breit, das, von
einem schrägen Steindache bedeckt, einem kleinen Hause gleicht. Eine
Schmale Thür führt an der Vorderseite hinein. Das ganze Gebäude, mit
Einschluss des Untersatzes, ist aus ungeheuren Blöcken von schönem weis-
sen Marmor, die durch eiserne Klammern verbunden sind, aufgeführt, einige
vierzig Fuss hoch. Es ist ein wahrhaft königliches Grabmal, imposant durch
seine hohe Einfachheit. Ausserdeni umgaben vierundzwanzig Rundsäulen,
jede in einem Abstande von vierzehn Fuss von der anderenf den Bau, von
denen nur noch die Reste der zcrtrümmerten Schäfte ihren Platz bewahrt
haben. Das Grab stand ehemals in einem wohl angepflanzten, wasserreichen
Haine, den viele Bäume zierten und hohes Gras bedeckte. Der Hain ist
zerstört und das Innere des Grabes seines Inhaltes beraubt. Verschwunden
ist der goldene Sarg, der die Ueberreste des grossen Eroberers barg, ver-
schwunden der goldgezierte Sessel, der dabei stand, sammt den Pracht-
gewändern, Kleinodien, edelsteingeschmückten Säbeln und den kostbaren
babylonischen Teppichen, Welche die Wände umkleideten. Noch sieht man
drinnen die Spuren von den gewaltsam herausgerissenen Haken, an denen
letztere befestigt gewesen; sonst ist das 7 Fuss breite, 10 Fuss lange und
S Fuss hohe Grabgemach leer, der glänzende Marmor von der Zeit geschwärzt.
Wesentlich verschiedene Anlage zeigen die Königsgr ab er, die manKönisSgräbEr-
einige Meilen von dort in "derselben Thalebene, unweit Merdasht, findet.
ES sind Grabkammern , die in den Felsen gemeisselt sind, imzugänglich, '
da sie nur von oben her an verborgenen Stellen
Fig- 16- zu betreten waren. Die vordere Felsenfläche ist
senkrecht bearbeitet und mit Reliefs bedeckt,
welche für die Kenntniss des architektonischen
Systems der Perser wichtig erscheinen, da sie
25g die Facade eines Gebäudes andeuten. Schlanke
lmiiiiiiiiiiiii", Halbsäulen sind unten aus dem Felsen hervor-
gearbeitet, deren Kapitale eine höchst phan-
1 i tastische Form zeigen. Es sind die Vorderleiber
L zweier Thiere, meistens des fabelhaften Ein-
, L horns, zwischen deren Nacken, da sie nach den
Persische Gebälkordnunv. entgegengesetztfzn Selten Schauen" ein angedeu_
von den Königsgräbemi tetes Gebälk sichtbar wird , das offenbar die
Querbalken bezeichnen soll. Auf diesen ruht
ein Architrav, der nach der Weise des griechisch-ionischen dreifach geglie-
dert ist, und unter seiner Deckplatte eine Art vonlahnschnittfries zeigt.
In der Mitte ist eine blinde Thür angebracht mit geradem Sturz und kräftig
gegliedertem Deckgesims. Ueber der Säulenordnung ist ein an den Ecken
VOn aufreehtstehenden Einhörnern eingefasster thronartiger Bau ausgemeis-
Seit, auf welchem die Gestalt. des Königs opfernd vor einem Feueraltare
Sichtbar wird.
Nach H. Weiss" Kostümkunde S.
desjüxxgeren Cy: