DRITTES
KAPITEL.
si
eh
aukunst.
Schreiten wir mit unserer Betrachtung weiter nach Osten vor, so
treffen wir ein Land, das, vom Indus bis an den T igris reichend, die Völker-
stämme der Baktrer, Meder und Perser umfasst, die den Gesammtnamen
der Arier führten, iheute unter der Bezeichnung des Zendvolkes bekannt.
Es war dics ein für sich geschlossener, durch besondere Sprache und Cultur
von den Nachbarvölkern unterschiedener Stamm, bei dem wir auch eine
in vieler Hinsicht eigenthümliche Baukunst antreffen. Jene drei Völker
trugen gleichmässig zu der Culturentwicklung bei, welche ihren Höhen-
punkt zuletzt im persischen Reiche fand. Denn von den Baktrern stammte
die alte Religion der Parsen, jene dualistische Lehreuiiönneiiiein guten "und
"bösen iPrincip, einem Reiche des Ormuzd, des Lichts, dem das Reich Ahri-
mansider Finsterniss, entgegengesetzt war; {Ion den Medern ging die "erste
Ausprägung" staatlichen Lebens aus , als das medisclieReich' sich aus den
Trümmern des babylonischen erhob; das kräftige, unverbrauchte Bergvolk
der Persermendlich war es, welches die verweichlichten Meder in der Herr-
schaft- ablöste und seine Obermacht über die Reiche Babyloniens, Klein-
asiens, Syriens und Aegyptens ausbreitete.
Uralt erscheint auch bei den Persern die erste Cultur. Sie hat sich in
dem Religionssysteme Zoroasters ausgeprägt, dessen Ausdruck die alten
heiligen Bücher der Zend-Avesta sind. Nach ihnen wurde ein unerschaffenes
All, Zeruane-Akerene, gedacht, aus welchem Ormuzd, der Beherrscher
des Lichtreiches, und Ahrirnan , der Gott der Finsterniss, hervorgingen.
Diese Vorstellungen haben etwas Geistiges, Geläutertes, das unserer Auf-
fassung menschlich näher tritt. Der Cultus war höchst einfach, der Viel-
götterei der alten Völker abgesagt. Auf hohen Bergen wurden Feueraltäre
errichtet und unter dem Symbol der Flamme der Lichtgeist verehrt. Sein
Reich auszubreiten, das Böse zu bekämpfen und zu vernichten , war jedes
frommen Parsen Lebensgebot. Daher wurde zur Pflicht gemacht, geistige
und körperliche Reinheit zu pflegen, das Lebendige zu erhalten, Bäume zu
pflanzen , Quellen zu graben, Wüsten Zll befruchten. Frei einerseits von
dem Banne einer die Sinne überwältigenden Natur, die den Geist des Inders
gefesselt hielt, andererseits von dem Zwange, feindlichen Naturbedingungen
eine künstliche Existenz abzuringen, wie er den Bewohnern Mesopotamiens
auferlegt war, konnten die Perser mit massiger Arbeit einem grossentheils
dankbaren Klima reiche Culturblüthen entlocken und für ein menschen-
würdiges Dasein die entsprechende Grundlage schaffen. Auch ihre Staats-
form war eine Despotie, allein gemildert wurde dieselbe dadurch, dass jedem
einzelnen Reiche seine Eigenthümlichkeit und Selbständigkeit gewahrt
wurde, ja selbst in dem zu entrichtenden Tribute, dem einzigen Zeichen
der Unterwürfigkeit, drückte sich dies Princip aus, da jedes Land von sei-
Ren eigenen Producten darzubringen hatte.
Lübke, Geschichte (LAA-chitektur. 3
Das Volk.
(X01
Religion.