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Sechstes Buch.
gestorben 1514. Seine früheren Bauten, die er in Mailand unter Lodovico
Sforza ausführte, darunter besonders die bereits erwähnte Kirche S. Maria
delle grazie, tragen das Gepräge der Frührenaissance in besonders an-
muthiger Weise. Später, in Rom, schloss er sich strenger der Antike an
und trug wesentlich zur Entwicklung jener systematisch antikisirenden
Bauweise seines Jahrhunderts bei. Seine römischen Werke ragen durch
ihre mächtigen Verhältnisse eben so sehr wie durch eine ungemein schlichte
maassvolle Behandlung des Details hervor. Sie reden die Sprache eines
Herrschers, die auch ohne äusserlichen Nachdruck von eindringlicher Wir-
kung ist. Zu Bramantes bedeutendsten Bauten gehört der Palast der Can-
celleria sammt der von ihm umschlossenen Kirche S. Lorenzo in Da-
maso (Fig. 428) mit imposanter Facade in Rustica, durch Pilasterstellungen
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Palast der Canccllm
in in Rom.
gegliedert. Die Bossagen sind für die einzelnen Geschosse fein abgestuft,
das Erdgeschoss ist ohne Pilasterbekleidung, nur in den beiden oberen
treten je zwei ziemlich weit gestellte korinthiscbe Pilaster zwischen die
einzelnen Fenster. Letztere sind in den Hauptetagen rundbogig gewölbt,
aber mit entschieden antikisirendem Rahmenprofil, ja selbst von einer recht-
winkligen Bekrönung umschlossen. Ein vollständiger Stylobat und ein
antikeS Gebälk Sßheidet die einzelnen Stockwerke. Die ganze Höhe der
Fagade beträgt 78 Fuss, wovon auf jedes Geschoss 26 Fuss kommen.
Ueber dem obersten Stockwerk ist noch ein Mezzaningeschoss angebracht.
mit jenem durch dieselbe Pilasterstellung umfasst. Die Breite der Fapade
misst 251-1 Fuss. Der grossartige Hof ist von doppelten Säulenarkaden.
acht in der Länge, fünf. in der Breite, umzogen, auf denen eine dritte,
korinthische. Säulenordmlng sich als Stütze des Daches erhebt.