Zweites Kapitel.
Renaissance in Italien.
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bei kleineren Dimensionen edel und bedeutsam wirkenden Paläste zu Siena Parltistx: zu
an. S0 besonders der seit 1460 erbaute Pal. Piceoloinini, eins der 3mm"
schönsten Privatgebäude T o skanas voll ernster WVürde , in der Anlage
und Ausbildung der Facade, der Fenstergliederung, Gesimsbehandlung und
dem Bossagenbau dem Pal. Strozzi nahe verwandt, nur im Erdgeschoss
durch eine Reihe von Bogenöffnungen auf breiten Mauerpfeilern eigenthüm-
lich abweichend. Die Facade ist S7 Fuss hoch bei 134 Fuss Breite. Der
Hof hat nur im vorderen Theil eine originell wirkende Säulenhalle mit
Kreuzgewölben und darin rechts die Haupttrcppe mit anziehenden Durch-
blicken. Ganz ähnlich in der Facadenhehandhmg bei mässigerem Umfang
stellt sich der im J. 1-17? aufgeführte Pal. Spanocchi dar, T? Fuss hoch
und (57 Fuss breit, mit besonders hohem Consolengesims bekrönt, dessen
Zwischenräume Medaillonköpfe füllen. Höchst bedeutend sind sodann 991-1"
mehrere Bauten in dem benachbarten, von Pius II., dem berühmten Aeneas mm"
Sylvius Piccolomini. gegründeten Pienza. Letztere rühren von dem aus-
gezeichneten florentiner Meister Bernardo Rusellino her.
Eine strenger archäologisch verfahrende Richtung vertritt der Floren- 1.. ß. Alberti
tiner Leo ßattistczAlbev-t-i (1398 l 472). Indem er die freiere Auffassung
und Anwendung antiker Formen mit einer mehr gebundenen Reproduction
vertauscht und jene mittelalterlichen Elemente ausscheidet, bildet er den
Uebergang zu den Meistern des folgenden Jahrhunderts. Die Kirche S-Fraflvfrsfw
S. Francesco zu Rimini, deren gothisches Innere er ausbeute, ist am 7'" Rmmm
Aeusseren mit edel gebildeten Pilastern decorirt, an der Facade nach dem
Vorbild eines Triumphthores behandelt. Die Seitensehiffe lehnen sich mit
halbirtem Giebel an den höheren Mittelbau. In Florenz erbaute er Bauteuin
den durch spätere Verkleidung entstellten runden Chorschluss von S. An- lilurm"
nunziata, eine merkwürdige Kuppelanlage von 66 Fuss Spannung ohne.
Laterne, mit acht Halbkreisnischen, die nach dem Vorgange des Pantheons
in der Mauerdicke angebracht sind; den Altarraum bildet dagegen ein recht-
winkliger Ausbau. An S. Maria. Novella führte er die Facade aus , in
zwei Geschossen, bei denen zum ersten Mal die Verbindung des breiteren
Untergeschosses mit dem oberen durch grosse volutenartige Mauerstücke
auftritt, eine Decoration, die später die allgemeinste Nachahmung fand.
Auch für den Profanbau brachte er eine wichtige Neuerung auf, indem
er an dem um H60 erbauten Pal. Rucellai in sämmtlichen drei Stock-
werken die Verbindung von Pilastern und Bossagenbau aufnahm. Die Fen-
ster sind noch rundbogig und haben die mittelalterliche Theilungssäulc,
aber die beiden Portale zeigen antikisirende Umrahmung, geraden Sturz
und entsprechende Bekrönung.
Ausser Florenz ist in dieser Zeit nur Oberitalien ein Hauptsitz S0lll1lcl1Übl'
architektonischer Thätigkeit. Unter den dortigen Werken der Frührenais- mhem"
sance nimmt die Facade der in gothischem Styl erbauten C ertosai") (Kar- Certos-a w.
thause) von Pavia (Fig. 426) , 1473 von Ambrogio Boryognmzc begonnen, 1mm
einen hervorragenden Platz ein. Ohne besonders eigenthümliche oder geist-
reiche Disposition, überragt sie in decorativer Pracht die meisten anderen
italienischen Werke. Ganz in weissem Marmor ausgeführt, löst Sie fast alle
Flächen in Sculpturen auf , trennt sie durch Nischen mit Statuen und an-
1a Certosa d
m, dcscritta
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Miluuo