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Sechstes Buch.
Bedürfniss nach Schatten und Kühlung beim italienischen Palastbau dieser
Zeit, wie einst beim altrömischen -Hause das Atrium, als wesentliches Er-
forderniss hervorruft, ist hier zuerst im neuen Styl künstlerisch gestaltet.
Der Palast ist 80 Fuss hoch und 210 Fuss breit. Die höchste Entwick-
lung erreichte der florentinische Palaststyl durch Beizecletto da Zljqjano
1498) am Palazzo Strozzi, 1489 begonnen (vgl. den Aufriss der
Facade Fig. 42-1). Die Eintheilung der Geschosse, die durch kräftige Ge-
simse getrennt sind, die Behandlung der Rustica, die Anordnung der Fen-
ster geben dem bedeutenden Bau den Charakter einer Mächtigkeit, die doch
zugleich den Ausdruck edler Eurhythmie bewahrt. Höchst bedeutend wirkt
das später nach Cronaczfs Entwurf ausgeführte Hauptgesims. Im Erdge-
schoss bemerkt man die kolossalen Eisenringe, welche die Banner des
Hauses aufzunehmen bestimmt waren, und an beiden Seiten die grossen
Laternen; damals ein Vorrecht der höchsten Adelsgeschlechter. Die Facade
hat bei einer Breite von 120 Fuss die bedeutende Höhe von 98 Fuss. Der
Pnlnzzo Strozzi ir
Florenz.
Durchschnitt des I-Iofcs.
Hofbau (vgl. Fig. 425), ebenfalls durch Cronaca hinzugefügt, zeigt eine
umlaufende, auf 6 zu 8 Säulen ruhende Arkade, die mit Tonnengewölben
sammt Stichkappen bedeckt ist; darüber ein Pfeilergeschoss und als Ab-
schluss oben eine Loggia auf korinthischen Säulen, welche den Dachstuhl
tragen. Einen durch Anmuth der Verhältnisse bei geringeren Dimen-
sionen ausgezeichneten Bau errichtete G-iuliavzo di S. Galle in dem 1490
begonnenen Pal. Gondi, der eine abgestufte Bossagengliederung in den
beiden unteren Geschossen, das oberste dagegen ohne Rustica zeigt. Der
zierliche Säulenhof mit Brunnen und 'I'reppenan1age gibt ein heiteres Ge-
sammtbild. An die Weise der florentinischen Paläste schliessen sich die