Zweites Kapitel.
Babylonisch-assyrische Baukunst.
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durch einen kräftigen Wulst: eine Form, der man eine lebendige Wir-
kung nicht absprechen kann. Im Uebrigen werden die ungeheuren Mauer-
iiächen des Aeusseren, sowie sänimtliche innere Wände, bloss decorativ mit
Sciilpturen überdeckt. Man darf den Grund dieser Eigenthümlichkeit nicht
im Material des Ziegelsteincs suchen, denn die Werke des Mittelalters lie-
fern ein glänzendes Beispiel von reicher Entwicklung des Backsteinbaucs.
Hätte der Trieb und die Gabe architektonischen Kunstbildens in den Er-
banal-n von Niniveh und Babylon gelegen, sie hätten entweder den Back-
steinbau kunstgeniäss durchgebildct, oder auf Clßm Rücken ihrer Ströme
Quadern aus den Felsgebirgen Arme-
Fis- 13- niens herbeigeholt, was sie sogar für
' (ieser esc 1a eii ei (er as yris 1-
QM kg Q 935 Ü: babylonischen Architektur liegt auch
k X ä s?! die Unzulässigkeit einer Herleitung
Db 5x mx ß griechischerBauweise aiisdieserQuelle "
ä "g klar ausgesprochen. Dagegen ist nicht
äää zu leugnen, dass gewisse decorativc
58g Q D Fug Formen von hoher Schönheit, die sich
_ mv { äidrä in diesen assyrischen Gebäuden finden,
Es e 2 ä (a 1,. 4 eine mehr als zufällige Verwandtschaft
' X4 (im ü" 999 5- " l rl n zeigen.
r u, gxl 4 {m v' niit giiec iiscien Ornarne ten b
V YVir geben von einer Platte des Fuss-
sL (älll{ Eis u 5 bodcns im Palast zu Kujjiindschik ein
Q ) Eli 5556 91h: ä Stück (Fig. 13), an welchem beson-
ägjm{ J 4 ders die Anwendung und Verbindung
G u; 4", v. .0, A") ' geöffneter und geschlossener liotos-
Q H4 blumeir von höchst eleganter Wirkung
v3 EI 7 ist. Ein Vergleich mit dein fruher
5 ü: F J- unter Fig. 2 mitgetheilten Ornament
x ä ü vom Halse einer buddhistischen Sic-
JHV)! I, l gessäule wird ergeben, dass wir es
0. Zgyäädäi- I hier mit einer dem altasiatischen Ge-
Ornament zu Kujjuudschik. fühl besonders zusagenden Form zu
thun haben.
Bemerkensiverth in hohem Grade erscheint, dass das vornehmste Ki-i- Constriicti
terion jedes Baustyles, die Art der Rauinbedeckung, an allen baby-
lonischen Werken nicht mehr zu erkennen ist. Auf gerade Steindecken
war das unsolid aufgeführte Fiillwerk der Wände wohl nicht eingerichtet.
Eben so Wenig lässt sicä anleine c-lAllwfäldllllg des Gewölbebaues denken,
da es an hinreichender nter age esse en durchaus fehlt. Ohne Zweifel
waren hölzerne Decken und Dächer im Gebrauch, entweder von Säulen
desselben Materials getragen, welche die Prachtliebe der Babylonier wahr-
seheinlich mit metallener Zierde umkleidete oder auch was bei der oben
erwähnten geringen Breite der Säle wahrscheinlich wird, bhne solche Unter-
stützung auf den Mauern ruhend. Dies lässt sich nicht allein aus manchen
Nachrichten der Alten, sowie aus der Beschaffenheit der Ruinen, sondern
auch aus den bei den ü-nderen vorderasiatischen Völkern, den Israeliten
und Phönizicrn , vorkommenden Analogien erklären. Es unterliegt keinem