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Fünftes Buch.
einzigen in Westfalen. In naher Verwandtschaft zu dieser steht die
Katharinenkirche daselbst, seit 1340 errichtet, deren Pfeiler zwischen
Stiftsk-bei den Diensten eine elastische Einziehung haben. Eins der zierlichsten,
Herfom elegantesten Bauwerke Westfalens, durch reizvolle Verhältnisse und den
in dortiger Gegend öfter vorkommenden geraden Chorschluss ausgezeichnet,
ist die im 14. Jahrh. erbaute Stiftskirche S. Marien vor Herford.
Wiesenkirohe Zu ungemein stattlicher Wirkung entfaltet
z" sagst Fis- 400- sich bei sehr schlanken Verhältnissen und
weiten Abständen dieser Styl in der Marien-
sx y kirche zur Wiese in Soest, seit 1331
. erbaut (zum Grundriss Fig. 400 vergl. die
" 5 ü Fensterdarstellungen unter Fig. 309, 310,
_X X1 N fjßixx 314 und 316). Hier verzweigen sich die
"R fx n Rippen der Kreuzgewölbe ohne Kapitale aus
[W421i X den schlichten Pfeilern; besonders reich und
7M X. T, von malerischer Wirkung gestaltet sich der
i; AX dreifache Polygone Chorschluss der Schiffe.
Kirchen zu In elnfach strenger Behandlung tritt dagegen
Münstßr- K! VWX „flflhxf' an der im J. 1340 begonnenen Lie bfrau en-
jfr-x i: fjy l: ("X oder Ueberwasserkirche zu Münster
der gothische Hallenstyl auf; nur der mäch-
. (x xßlhi Wxxfl tige, leider der Spitze entbehrende YVestthurm
(i, ?Xx_ w," ,K. entfaltet sich zu reicherer Anlage. Mit
I5. 3'" seltenem Glanz ist die Lambertikirche
{K174i s" daselbst, aus der späteren Zeit des 14. J ahrh.,
Wüeseukirche zu Soest. ausgestattet. Die schlanken, leichten Ver-
hältnisse des Inneren, die kühnen Pfeiler,
das reich verzweigte Rippenwerk der Netz- und Sterngewvölbe (die in WVest-
falen selten vorkommen), das prachtvoll decorative Fenstermasswerk (vgl.
das Beispiel unter Fig. 315) und besonders die beiden brillanten Chöre
geben eine reizvolle Wirkung, der das ebenfalls glänzend geschmückte
Aeussere nahe kommt. Im Uebrigen ist das an letzterem Bauwerke
hervortretende System freier, luftiger Hallen, mit zierlichen Netzgewölben
überdeckt, die oft aus den kämpferlosen, schmächtigen, nackten Pfeilern
hervorschiessen, an einer Anzahl sächsischer Bauten aus der letzten Epoche
gothischer Kunstl) in stattlicher Weise vertreten. Dahin gehört die Niko-
laikirßhe zu Zerbst, von 1446 bis 1488 erbaut, mit hohem Chor-
urngang und achteckigen Pfeilern, aus denen die Rippen der einfachen
Kreuzgewölbe aufsteigen. Nahe mit der vorigen verwandt erscheint die
Marienkirche zu Zwickau (1453 bis 1536), mit achteckigen Pfeilern,
deren Flächen etwas eingezogen sind. Die M arkt- oder Lieb fr au en-
kirche zu Halle , von 1530 bis 1554 aufgeführt, ist durch reiche Netz-
gewölbe ausgezeichnet. Als ein nicht minder später Nachzügler erscheint
die von 1502 bis 1546 erbaute Kirche zu Pirna, mit achteckigen Pfeilern,
deren Flächen concav, und zierlichen Netzgewölben mit allerlei wunder-
lichen Willkürlichkeiten. Eins der stattlichsten Beispiele dieser Art ist
die fünfschiffige Peter-Paulskirche zu Görlitz, von1423 bis 1497
Stiftsk. bei
Herford.
Darstellungen in Puttriclzls Denkmälern.