Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

Drittes Kapitel. 
Gothischer Styl. 
der für die städtische Wirksamkeit bestimmten Orden der Dominikaner und 
Franziskaner, selten bei Stiftskirchen oder Kathedralen gefunden wird. 
Am Aeusseren beherrscht das ungeheure Dach, welches sämmtliche 
Schiffe bedeckt (vgl. Fig. 368) , den Gesammteindruck in etwas unerfreu- 
licher Weise. Die Einfachheit zeigt sich hier von ihrer Schattenseite. Doch 
ergriff man das Mittel niedrigerer Kreuzgiebel, welche, den einzelnen Pfei- 
lerabständen entsprechend, sich mit ihrer durch Masswerk belebten Fläche 
für die Seitenansicht nicht ungünstig erwiesen. Ein grosser ästhetischer 
und constructiver Fortschritt wurde in Westpreussen (und wie wir sahen 
an einigen Kirchen im nördlichen Holland) gethan, als man der Länge nach 
jedem Schiff ein besonderes Dach gab , dessen Giebel für die künstlerische 
Entwicklung der Facade einf-lussreich wurden. Im Uebri en braucht nur 
angedeutet zu werden, wie die Mauerflächen in ungeschmügckter Weise sich 
ausbreiten, die Strebepfeiler meistens einfach, bisweiien mit einer Fiale 
bekrönt und an der Vorderseite mit Statuen geziert, in ganzer Höhe bis 
zum Dachgesims aufsteigen, wie auch am (Ihm-Schluss eine ruhige, ver- 
einfachte Form sich geltend macht, und wie endlich auch die Facade in der 
Regel nur durch einen Mittelthurm ausgezeichnet wird, wenn man nicht in 
ganzer Breite der Kirche einen eigenen Vcrhallenbeu verlegt, auf dessen 
Ecken manchmal zwei 'l'hürmß Sich erheben. Da die Seitenschirfe nicht 
Fit 36m mehr als untergeordnete, isolirte Theile 
u  sich kund gaben, so verlor die Anlage 
M, von Doppelthürmen ihre innere Be- 
 rechtigung. Der einzelne Thurm konn- 
Jgxäa X te, dem einen Dache der Kirche gegen- 
 :  X über, das 1n breiter Wucht slch hin- 
z i    streckte , das aufsteigende Element 
f T_ ff   kraftiger, concentrirtervertreten. Auch 
 {fdt   i"   die Behandlung der Thürme gestaltete 
f f; f I,   ia sich in entsprechend einfacher Weise 
 ifi i   l  durch Lisenen, Mauerblenden, grosse 
f   Y fensterartige Schallöffnungen und 
  y schlichten , schlank emporragenden 
V1: U 1' steinernen, oder häuiiger hölzernen, 
    mit Blei gedeckten Helm.  
i Ä_   Auch für Deutschland lassen sich 
 z)   in der Ausübung des gothischen Styls 
 H r   Äl drei Haupt-Epochen , entsprechend 
 i Lt! 9 dem Entwicklungsgange der anderen 
 i,  Länder, unterscheiden, nur dass hier, 
l-M da man am einmal Ergriffenen langer 
festhält, sich inniger in dasselbe ein- 
L x lebt und es ungern und zögernd auf- 
Spätgothisches Astwerk. (in.   
funfzig Jahre zurückdatirt werden muss. Der s tren ge S tyl des 1 3- JahTh- 
ist spärlicher vertreten als in Frankreich und England. ja 11"1_ der ersten 
Hälfte jenes Jahrhunderts drängt die neue Bauweise nur vereinzelt neben 
der überall fortbestehenden romanischen Kunst sich ein. Der f re1 e S tyl 
Aeusseres. 
Epochen.
	        
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