Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

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Erstes Buch. 
Fremde Ein- 
flüsse. 
Resultat. 
 Auch eine Einwirkung anderer Architektursysteme auf das indische 
haben wir im weiten Bereiche der Denkmäler nicht zu entdecken vermoeht. 
Wohl werden einzelne geringfügigere Einflüsse der Art eben so gut statt- 
gefunden haben, wie noch heute von Seiten der modern-europäischen Ar- 
chitektur auf die indische bemerkt wird. So mögen in den westlichen Indus- 
ländern vereinzelte westasiatische, so mögen später gewisse mohamedanische 
Motive von den Prachtbauten der Eroberer sich eingeschlichen haben: ohne 
Zweifel aber verschwinden sie in dem Chaos der indischen Ornamentik wie 
ein Tropfen im Meer , ohne jemals einen formenbestimmenden Einfluss 
erlangt zu haben. 
Hiermit wäre das Bild der indischen Architektur in seinen wesentlichen 
Zügen vollendet. Wir fanden ungeheure Kräfte in Bewegung gesetzt, mas- 
senhafte Unternehmungen gefördert. Aber die Schönheit war jenem Streben 
verschlossen; Harmonie und Klarheit blieben fern, wo eine maasslose Phan- 
tasie alle Formen in's Ungeheuer-liebe verschwimmen liess. 
ZWEITES 
KAPITEL. 
Babylonisch - assyrische 
Baukunsj . 
Balrylon und Einer der ältesten Cultursitze ist das Mittelstromland (Mesopotamien), 
Nmm!" das vom Euphrat und Tigris eingeschlossen wird. Die frühesten Reiche, die 
hier geblüht, entzogen sich lange der geschichtlichen Kunde ; nur die Bücher 
des alten Testaments enthalten dunkle Andeutungen, Namen von mächtigen 
Herrscherstäidten, die in historischer Zeit bereits von der Erde verschwun- 
den waren, bis die neuere Forschung sie wieder an's Licht zog. Die ältesten 
Sagen schon verknüpfen sich unter der Erzählung vom sogenannten Thurm- 
bau zu Babel mit Bau-Unternehmungen von riesigem Umfange. Den Mittel- 
punkt jener irühesten Cultur scheint die Stadt Babylon gebildet zu haben. 
Durch ihre Lage am Euphrat, unweit des persischen Meerbusens, erhob 
sie sich bald zum Handels-Emperium für den Westen und Osten und ver- 
mittelte den Verkehr zwischen den Völkern jenseits des Indus, den Be- 
wohnern des Caspischen und denen des Mittelmeeres. Ihre mächtigste 
Nebenbuhlerin, durch Handelsthäitigkeit wie durch Kriegstüchtiglzeit aus- 
gezeichnet, war Niniveh, weiter oberhalb am Tigris gelegen. 
Das Land. Durch die Beschaffenheit des Landes wurden die Bewohner schon früh 
zur Culturentwicklung geführt. Mesopotamien, ein grosses alluviales Becken, 
ist jährlichen Uebersehwemmungen ausgesetzt, sobalddey auf Anneniens 
Gebirgen geschmolzene Schnee die ohnehin hohen Wasser des Euphrat 
über die niedrigen Ufer austreten macht. Um diesen Uebelstand in einen 
 Vortheil zu verwandeln, baute das Volk ungeheure Deiche, die dem Flusse
	        
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