Drittes Kapitel.
Gothischer Styl.
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Kathedrale von S enlis, welche darin sonst der vorhergehenden verwandt Kathedr. von
erscheint, dass Pfeiler und (einzelne) Säulen in ihren Arkaden wechseln. 5mm
An die Conception von Notre Dame zu Paris dagegen schliesst sich die erst
1230 begonnene Kathedrale von Bourges , ohne Querschiif, aber mit Kathedr-von
doppeltem Chorumgang, aus dem nur fünf unbedeutende Nischen vortreten. Bourges"
Waren dies nur Vorbereitungsstufen, recht eigentlich nur Uebergangs- 1mm
phasen, so gewinnt nun mit dem Anfang des 13. J ahrh. bei einer nahe zu- G"'ppe'
sammenhängenden Reihe von Kathedralen der neue Styl eine bestimmtere
Physiognomie, eine schärfere Consequenz der Durchführung. Die schwere,
düstere Anlage macht einer leichteren, freieren Platz, die Emporen werden
beseitigt und dafür Triforien angebracht, die Fenster, die nun ein vollstän-
diges Masswerk erhalten, werden länger und breiter gebildet, aus den kur-
zen, derben Säulen entwickeln sich schlanke. gebündelte Rundpfeiler, damit
hängt aber zusammen, dass die schmalen Gewölbjoche eintreten und der
ganze architektonische Rhythmus einen lebendigeren, rascheren Pulsschlag
Ü? H5 verräth. Zugleich dringt auch in die
W W M M? I]! Details der Geist des neuen Styles
fj M i, ffiifri riilii l i! will ein; herrschte noch an Notre Dame
1h , lb irll trßf! f W r, f zu Paris das breite Gurtproiil (vergl. '
[i IM (f Fig. 301), so gewinnt nun das scharfe
G! W wir); iI-jyxi Rippenprofil die Ueberhand; war dort
1 lull i], I! i an Basen und Kapitälen die romani-
w" lllfllll i sche Formenwelt vertreten, so spriesst
m ÄlWVaWHHiJ-"hlnlwwl j) nun besonders letzteren (Fig. 338)
ü, h, ä am] ein Jugendlich Ill'1SCh8S.L6bGIl hervor.
iäreh: Die erste Kathedrale dieser Reihe ist
Qrpg," f" die von Ch ar tr e s. Als ein heftiger Knllletlitwlil
Brand im J. 1195 sie verheerte, blieb Lihl"""S'
4 ihre Facade , die wir als Muster pri- Ä
Saft mitiv gothischer Anlage unter Fig. 3.29
h?" M i, abgebildet habengunversehrt. Der bis
1', W F, i, zum J. 1'260 währende Neubau hat
W f? also wohl den Chor und das Langhaus
lt, i. umfasst Die Verhältnisse sind hier
JM, 1111i J b bereits hfichst bedeutend, das Mittel-
il Schlff 4D Fuss breit und 108 Fuss
hoch, doch nur von zweiSeitenschiifen
ß illll" "ü" begleitet. Der Chor dagegen (vergl.
Kathedrale von Rlieiins. Pfuilerkapitäl. F19 359) schliesst sich mit seiner
fünfschiffigen Anlage und den dop-
pelten Unigängen, aus welchen drei grosse und vier weit kleinere Apsiden
vertreten, der Pariser Kathedrale an. Ist darin noch ein romanischer Nach-
klang zu erkennen, so lässt die Disposition schmaler Gewölbjoche das
gothische Princip rein hervortreten. Das Langhaus hat, von der Vierung
an gerechnet, sieben solcher Gewölbfelder, zu denen in der imposanten
Thurrnhalle noch zwei kommen und die ganze Länge des Baues im Lichteii
auf 395 Fuss bringen. Hieran schliesst sich die Kathedrale von Rh eini s, Kafllßdr. von
deren Chor von 1213 bis 1'241 ausgeführt wurde, worauf bis gegen Ende des Mm"-
Jahrhunderts der übrige Bau folgte. Hier sehen wir den Baumeister
Lü b k e , Geschichte d.
Architektur.