Erstes Buch.
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steinerne Kette von 29 Ringen zusammen, die nebst dem Pfeiler aus einem
Granitstüek von mindestens G0 Fuss Länge gemeisselt ist. Aehnlieh bedeu-
tend ist die Pagode der Insel Ramisseram, deren Eingangsthor eine
Pyramide von lUO Fuss Hölle krönt, und deren Haupttempel in so gewal-
tigen Dimensionen aufgeführt ist, dass über tausend prachtvoll geschmückte
Säulen sein Dach tragen. Die Pagode von Madura (Fig. 3) an der Corn-
erhebt sich in ihrem Hauptbaue sogar über 150 Fuss in
zwölf Geschossen. Die Pyramide ist mit zahllosen Bildwerken bedeckt, die
im Verein mit all den geschweiften Dächern den Ausdruck von Unruhe und
Ueberladung in's Unglaubliche steigern.
Bis in wie verhältnissmässig junge Zeit die Anlage solcher Bauwerke
herahreieht, bezeugt die berühmte Pagode von Jaggernaut, die im Jahre
1 198 n. Chr. vollendet wurde , in der Anlage eine der grossartigsten und
umfangreichsten, in der Ausführung dagegen roher als die vorher genannten
WVerke. Noch viel jünger ist ein Tschultri (Saal für die Aufnahme der
Pilger) zu Madura, welches erst im J. 1623 unserer Zeitrechnung begon-
nen wurde. Dieser riesige Saal wird von 1 24 in vier Reihen gestellter Pfei-
ler "getragen, deren jeder bis zum Kapital aus einem einzigen Granitbloek
besteht. Die Pfeiler sind auf allen Seiten so vollständig mit Ornamenten der
wunderliehsten Art überladen, die Gesimse so vielgliedrig in buntestem
Fornnvechsel zusammengesetzt, die Sockel und Flächen der Pfeiler mit
einem solchen Gewirr seltsamen Bildwerks bedeckt, dass das Auge ratstlos
in dieser gleichsam toll gewordenen Ornamcntik umherirrt, kaum rermögeud,
eine Form festzuhalten.
Gmütellalllngoll.
Neben jenen Tope's und meist mit ihnen verbunden trifft man in Indien
' i zahlreiche ausgedehnte bauliche Anlagen, welche in den Granitkern der
Berge hineingearbcitct sind. Auch diese scheinen ihre erste Entstehung
dem Buddhismus zu verdanken. Da es bei den frommen buddhistischen
Schwärmern nämlich Sitte war, sich oft auf längere Zeit zu religiösen
Uebungen und Betrachtungen aus dem Geräusch der Welt zurückzuziehen
und die Einsamkeit der Gebirgsklüfte und Höhlen aufzusuchen, so kam
man bald darauf, diese Höhlen künstlich weiter auszubilden, grösscre
Haupträuine sammt umgebenden Kapellen und einzelnen Cellen für die
frommen Büsser auszutiefen und einen Colnplex mannichfaclier Räume
daraus zu gestalten. Diese klosteriihnlichcn Anlagen, die sogenannten
' V1l1 aras, haben zum Mittelpunkt in der Regel eine grössere tempclartige
Halle, welche das Bild Buddhrüs enthält. Die ältesten scheinen die Fels-
höhlen bei Gaj ah zu sein, welche, wie die Inschriften bezeugen, von König
Daqarathn, dem Zweiten NäCbfolger Acokzifs, den buddhistischen Priestern
Qaixin- zur Wohnung hergerichtet worden sind. Andere Anlage, und zwar die eines
immun einfacheren Heiligthumes, zeigen die C h ai tj a- Grotten, welche lediglich
als Tempel dienten. Bald als der Brahmaismus seine Reaction gegen die
neue Lehre begann, ahmte er dieselbe auch in der Anlage der Grotten nach
und machte auch hierin die überschwängliche Phantastik seiner Sinnesweise
geltend So findet man eine Zeit lang Grotten buddhistischer und brahma-
nischer Art neben einander, bis zuletzt, seit dem Unterliegen oder der