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Fünftes Buch.
Dom zu
Modem.
S. Micchele
zu Pavia.
S. Ambrogir.
zu Mailand.
S. Zeno in
Verona.
auf. Da nämlich auch hier die italienische Sitte der gesonderten Thurm-
anlage herrscht, so bildet man die Facade als einfachen Giebelbau aus;
aber in der Regel nicht wie die toskanischen Bauten, indem man die Com-
position des Langhauses mit. seinen hohen Mittelschiffen und den niedrigen
Abseiten zur Richtschnur nimmt, sondern m willkürlicher Weise, indem
man die vor den Seitenschiffen liegenden Facadentheile höher emporführt
und die ganze Breite als eine Masse mit schwach ansteigendem Giebel
schliesst. Dadurch verliert die Facade ihren organischen Charakter und
wird zum prunkenden Decorationsstück. Man gliedert ihre Flächen nun
durch vorgesetzte Pilaster oder Halbsäulen, die am Dache gewöhnlich mit
Bogenfriesen in Verbindung treten. Häufig wird das Dachgesims von einer
offenen Säulengalerie begleitet, die auch in halber Höhe bisweilen die F acade
theilt und sich an den Langseiten des Baues fortsetzt. Die Dreitheilung
liegt indess der Facadenbehandlung in der Regel zum Grunde. Das mittlere
Feld wird durch ein grosses Radfenster und ein reich geschmücktes Portal
ausgezeichnet. Bisweilen sind daneben noch zwei Seiteneingänge angeord-
net. Die Portale sind entweder nacli italienischer Sitte kleine, auf Säulen
ruhende Vorbauten, oder haben nach nordischer Art schräg eingezogene,
mit Säulchen reich besetzte Wände. Die Säulen sind sehr häufig auf Löwen-
{iguren gestellt. Auch diese Kirchen behalten die Kuppeln auf der Kreu-
zung bei.
Eins der frühesten unter diesen Bauwerken ist der D om zu Modena,
im J. 1099 begonnen. Er zeigt eine klare dreischiffige Anlage mit conse-
quenter Ueberwölbung, oline Kuppel und Kreuzschiff, aber mit ausgedehn-
ter Krypta. Ueber den Arkadenbögen liegen" Galerien mit triforienartigen
Säulenöifnungen. In S. Micchele zu Pavia zeigt sich der lombardische
' Styl noch in schwerfälliger, fast barbari-
Fie. 272. scherPracht, obschon nach seinen Haupt-
1mm] w] l] H il Hi bestandtheilen bereits völlig ausgebildet.
V llllllliii I Die Schvyerfäuigep Bündelpfeiler des In-
l ll neren mit ihren phantastischen Kapitälen
sind ursprünglich auf Gewölbe berechnet.
i i 1w]Millllllliuiillllllllltlll 21hwillJlrhllllllhllhlxiv Ueber den Seitenschitfen liegen Galerien,
ltkiirlllllllllllll lli Will E" lllllillltillti iaäiiidim
M llgl liy :1 K1 i te raum o nen. as it e sc i at
"i! linll lllllilillllllllii "m" dieselbe Anzahl von Gewölben wie die
aiiliäiijuüriivwiiuälfvyjß;mittig, Seitenschiffe. Dagegen behält S. Am-
t I, Willi; brogio zu Mailand die quadratischen
lylägöiliii illätilläilillmllllimllilkwilßlul,mitlilipif" Mittelschiffgewölbe der Basilika bei, 0b-
Wohl die Hauptformen schon den schwe-
lll (NUN "l 71 .3 ren , breitgelaibten Spitzbogen zeigen.
Tmuull lgßlgqfä] Die Emporen über den Seitenräumen
lll i, 111'611 d: haben hier ein gedrücktes Verhältniss und
W [H M öffnen sich, der Arkadenanordnung ent-
Kapitäl aus der Ki-ypm von s. 28110 in VOYOUa. sprechend, mit doppeltenBögen. S. Z eno
in Verona, mit einer Krypte, aus der
wir unter Fig. 272 ein ausgebildet romanisches Säulenkapitäl geben, be-
hauptet bei zierlichster, elegantester Durchbildung eine wesentlich abwei-
chende , an S. Miniato zu Florenz erinnernde Behandlung des Inneren.