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der Uebergangszeit. WVenn man nun freilich in der Gesammtanlage, der
Disposition der Räume und dem Aufbau sich im Wesentlichen an das im
übrigen Deutschland, namentlich in den sächsischen Gegenden, gebräuch-
liche Schema anschloss, S0 wurde doch durch einen äusseren Grundteine
Umgestaltung der Glieder und decorativen Elemente in besonders charak-
teristischer Weise geboten. Das norddeutsche Tiefland ist als Niederschlag
ehemaliger Meeresfluthen arm an gewachsenen Steinen. Es bot daher zu-
nächst nur in den überall hin zerstreuten Granitsteinen , den sogenannten
Wanderblöcken, dem Baubedürfniss ein verwendbares, festeres Material.
So findet man die ältesten Kirchen dieser Gegenden aus unregelmässigen
Feldsteinen roh und ungefüge errichtet. Diese unkünstlerische, einer höhe-
ren Entwicklung unfähige Bauweise konnte aber nur bei unscheinbaren
Dorfkirchen, und selbst bei diesen nicht lange genügen. Man vermochte
hier höchstens durch rechtwinklige Auseckungen die Portale , durch abge-
treppte Giebel die Facaden auszuzeichnen; bei diesen dürftigen Nothbe-
helfen blieb man stehen. Es war daher Nichts übrig, als die Erde selbst
zu formen, und Ziegelsteine in geeigneter Grösse als Material sich zu
schaffen. Bisweilen verband man diese mit Granitsteinen, welche letztere
dann zu den Ecken und Einfassungen gebraucht Wurden. Bald aber ge-
wöhnte man sich daran, verschiedene Muster in Thon zu bilden und mit die-
sen sogenannten F o rm s te i n en den Anforderungen höherer künstlerischer
Fig. 2.31).
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Kapitäl aus Jvrichovr.
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Kapitäl aus Ratzeburg.
Durchbildung Zu entsprechen. Dennoch mussten sich gewisse Formen einer
dem Mateüal Zusagenden Umwandlung unterwerfen. Unter diesen ist das
Kapitäl für die innere Architektur das wichtigste Glied. Man ging bei
seiner Gestaltung von der Würfelform aus; aber wenn dort der Uebergang
von der runden Säule zur rechtwinkligen Deckplatte durch Kugelabschnitte
bewirkt wurde, so wird er hier durch Kegelabschnitte gebildet, S0 daSS die
senkrechten Flächen des Kapitäls nicht aus Halbkreisen, sondern aus Tra-
pezen, wie bei Fig. 259, oder aus Dreiecken, wie bei Fig. 260, bestehen.