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Fünftes Buch.
schwer behandelten Strebebögen, welche man vom Dach des niedrigen Sei-
tenschiffes zur hohen Obermauer des Mittelschiffes aufsteigen sieht. An
den sehr schlanken Seitenschiffen bemerkt man die für die niederrheinische
. Architektur jener Zeit so charakteristischen fächerförmigen Fenster; am
Oberschiff eine spitzbogige Säulengalerie. Im Inneren steigt das Mittelschiff
frei_und kühn empor, von spitzbogigen Gewölben auf reich gegliederten
Pfeilern bedeckt. Ueber den Arkaden durchbricht eine zierliche Galerie die
Obermauer, und darüber erheben sich die spitzbogigen Fenster. Eine Apsis
schliesshli Westen das Schiff. Dasselbe bedeutsame Motiv der äusseren
Strebebögen findet man in noch kühnerer Entfaltung an einem der origi-
s. GeYUOll zu nellsten Bauwerke, S. Gereon zu Köln, wieder. An einen älteren, lang-
Mm" gestreckten Chorbau, der mit einer Apsis neben zwei viereckigen Thürmen
ausgestattet ist, schliesst sich ein von 1212 bis 1227 errichtetes Schiff von
bedeutenden Dimensionen und seltener Grundform (s. den Grundriss F. 236).
Es bildet nämlich ein Zehneck, das mit zwei gegenüber liegenden längeren
Seiten der Chorbreite sich anpasst. Acht halbrunde Kapellen sind als nied-
riger Umgang angeordnet, über welchem eine mit zierlichen Säulenstellilngen
gegen das Innere sich öffnende Empore liegt. Darüber steigt die Oberwand
auf, getheilt durch lange, paarweise gruppirte Spitzhogenfenster (Abbildung
auf S. 288) und die Bündelsäulen, auf welchen die Rippen des kuppel-
artigen Gewölbes ruhen. Am Aeusseren, das wir durch eine Darstellung
H". 238. des westlichen Aufrisscs in Fig. 237 vor-
" führen, sind Strebebögen vom Dach des
J. Umganges nach dem Mittclbau geschla-
12k gen der mit einem zehnseitiven Zelt-
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dache geschlossen und durch eine Säu-
Av. d. lengalerie ausgezeichnet wird.
6131112311521570: läiäl q Unter den mittelrheinischen Ban-
_ ' 1-" _ werken gehört hierher noch die Kirche
II v I' zu Gelnhausen, welcher um 1230
l k l etwa an das flachgedeckte einfache
1 Langhaus mit schlichtem viereckigem
l Ü?! Thurm ein polygoner Ohorbau mit
l schlanken Ziergiebeln; flankirt von zwei
1 w]; eleganten 'l'hürmen und überragt von
einem stattlichen achteckigen Kuppel-
. thurln in brillantem Uebergangsstyle an-
I. l l gebaut wurde. Von den Details gaben
ä E, wir auf S. 290 und S. 292 Proben. Aus
I ä i ä derselben geographischen Gruppe nen-
s. .5 nen wir endlich noch den Dom zu
ä Limburg an der Lahn. erbaut zwi-
i WEN ü? sehen 1213 und 1242, eins der impo-
Dom zu LÜUAIE santesten Denkmale rheinischer Ueber-
gangs Architektur. Das grossartig
disponirte Innere , Welches wir durch den Grundriss (Fig. 238) und Quer-
durchschnitt (Fig. 239) veranschaulichen, hat nicht allein vollständige
Emporen über den Seitcnschiifen und dem Chorumgange, die sich mit ele-
ganten Säulenstellungen nach innen öffnen, sondern über denselben noch