Volltext: Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart ; mit 448 Holzschnitt-Ill.

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Buch. 
Fünftes 
 Pfeiler und kräftige Arkaden ebenfalls im Spitzbogen, während die Fenster 
noch den Rundbogcn zeigen, bedingen die hervorragende Stellung dieses 
Bauwerkes. Zwei Thürme schliessen den östlichen, und ebenso viele den 
westlichen Chor ein. Die Chöre selbst stammen aus gothischer Epoche, 
der westliche aus den Jahren 1249-1272, der östliche aus dem vierzehn- 
ten Jahrhundert. Die höchste Spitze der Entwicklung bezeichnet endlich 
1531333023 der D 0m zu Bam berg , eine der vollencletsten Schöpfungen der gesamm- 
" ten mittelalterlichen Epoche, dessen Grundriss wir auf S. 284 gaben. Auch 
 hier herrscht an Portalen und Fenstern noch der Rundbogen, wenngleich 
in reichster Ausbildung, indess die Rippengewölbe des Inneren spitzbogig 
auf ungemein schön entwickelten Pfeilern durchgeführt sind. Den gross- 
artigen Verhältnissen entspricht die harmonische Durchführung, die glän- 
zende Ausstattung. Ueber die Anlage der doppelten Chöre sprachen wir 
schon; seltsam ist indess, dass, wie auch an S. Jakob zu Bamberg, das 
Querschiff im Westen liegt iund die Haupteingange östlich angebracht sind, 
eine Concession, die wohl durch die Lage der Stadt hervorgerufen wurde. 
Um die reiche Ausbildung des Aeusseren zu veranschaulichen, geben wir 
unter Fig. 224 eine Ansicht von der Ostseite, die denpolygonen Chor mit 
seiner brillanten Fensterarchitektur und Saulengalerie, die stattliche Thurm- 
anlage mit den Portalen zeigt. Die westlichen 'l'hürme stammen aus etwas 
späterer Zeit.  
Clmäßlifßrdßr In den Rheinlandenli") 
rheinischen  
Wrrlw- tritt uns wieder eine in hohem Grade selbständige und bedeutende Gestal- 
tung der romanischen Architektur entgegen. Hier war es die glückliche 
Lage, der länderverbindende Strom, welcher städtische Blüthe und Reich- 
thum früh entfaltete und zur Regsamkeit des Handels und Wandels an- 
trieb, kurz die Gesammtheit günstiger Naturbedingungen, denen ein wich- 
tiger Einfluss auf die Ausbildung der Bauthätigkeit zuzuschreiben ist. In 
der früheren Zeit machen sich die Reminiscenzen antiker Baukunst, die 
durch zahlreiche Römerwerke lebendig erhalten wurden, überwiegend be- 
merkbar. Der sogenannte Karnies, das Consolengesims, die korinthisiren- 
den Kapitälforinen gehören dahin, während die beliebte Anwendung ver- 
schiedenfarbigen Materials , die dem Mauerwerke einen angenehmen Wech- 
I sel verleiht, an altchristliche Elemente erinnert. Doch bald schon macht 
sich auch hier germanische Gefühlsweise Luft und spricht sich in den 
Würfelkapitälen und der Umgestaltung des Grundrisses vernehmlich aus. 
In letzterer Beziehung zeigen die rheinischen Bauwerke eine Mannichfaltig- 
keit, einen Reichthum an Compositionsgedanken, dass sie hierin 
unerreicht dastehen. Diese reichere Entfaltung der Planforxn beruht haupt- 
 sächlich auf dem Bestreben, die Kreuzanlage in bedeutsamerer Weise, VOT- 
züglich durch Aufnahme der Kuppel, zu entwickeln. Mögen byzantinische 
Vorbilder einen Austoss dazu gegeben haben, so war doch die Auffassung 
und Durchführung dieser geistreichen Idee "durchaus eigenthümlich. Sie 
stützte sich aber auf eine consequentere Anwendung des G e wölb e ba ue s. 
Ü Bvi-WCTÄE! Dßllklnalß der Baukunst am Niederrhcin. F01. München 1833.  G. Moller: Denk- 
mäler der deutschen Baukunst. F01. Darmstadt 1821., I. und II. Bd.  Gladbrwh, Fortsetzung von 
ßlolleräs Denkxnäilern. Bd. III. Darmstadt.  Geier und Gürz: Denkmale romanischer Baukunst an 
Rhein. F01. Frankfurta. M. 19,16.  Iieichhnltige Notizen, mit Detailzeichnungen in Fr. Kär-gler"; Rhein- 
reise vom Jahr 1341 , in den Kl. Schrliteu und Studien zur Kunstgeschichte. Bd. II. Stuttgavt 1854.
	        
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